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Kalle: Wunsch nach wunderbarem Winter

Kalle: Revierkind Maskottchen
Bildnachweis: Maike Hamann

Kalle – Wunsch nach wunderbarem Winter

Ich mag den Winter – also einen richtigen, so mit ganz viel Schnee und Schlittenfahren und dick einmummeln und Schneeballschlacht und dicken roten Nasen und einem von Mama mit viel Liebe gemachten heißen Kakao nach einem Tag in einer weißen Winterlandschaft. Gibt es nur leider nicht mehr so wirklich bei uns im Revier. Und wenn, dann nur ein paar Tage. Und meistens verwandelt sich die morgendlich noch prachtvoll anmutende Winterlandschaft in Nullkommanix in unansehnlichen grauen Matsch. Dabei ist es so schön, wenn man mit seinen warmen Winterschuhen – die mit der gaaanz dicken Sohle und dem kuscheligen Fellfutter – durch den noch unberührten Schnee wandert. Das knirscht so herrlich. Wenn man bei einem solchen Spaziergang andere Fußspuren sichtet, kann man ihn auch gleich mit einem Ratespiel verbinden: Wer weiß, welches Tier da durch den Schnee gestapft ist? Aber das ist halt bei uns bedauerlicherweise nur noch sehr selten möglich.

Frau Holle hatte uns vergessen

Dabei hatten meine Schwester Lotta und ich uns doch soooo doll gewünscht, dass wir eine weiße Weihnacht erleben dürfen. Aber Frau Holle hat unsere inständigen Gebete wohl leider nicht gehört. Keine Ahnung, wo die ihre Ohren hatte. Bei uns hat sie ihr Bett jedenfalls nicht ausgeschüttelt – von Schneeflocken war am Heiligabend mal so gar nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Bei frühlingshaft milden Temperaturen um die 18 Grad wollte Papa doch glatt mit uns in einen Biergarten und dann die Grillsaison eröffnen. Woraufhin Mama ihn fragte, ob er einen Clown gefrühstückt hätte und Glitzer und Konfetti pupsen könne. Das käme ihr für die Weihnachts- und Silvesterdeko dann auch sehr gelegen. Manchmal sind Erwachsene schon etwas albern – fanden Lotta und ich. Unser Traum von winterlichen Weihnachtsferien zerschmolz mit jedem Tag mehr. Dabei hatten wir doch schon so viele wunderbare Schnee-Pläne. Jeden Tag wollten wir zum Rodeln in den Park. Na ja, die Realität sah dann leider anders aus: Aus dem Rodeln wurde aus Ermangelung des Schnees ein Radeln. Gemeinsam mit Papa erkundeten wir unsere Umgebung und strampelten uns richtig ab – hat auch sehr viel Spaß gemacht. Den Kakao gab es nach unserer Radtour dann trotzdem, und dank der besten Mama der Welt standen auch noch Waffeln mit heißen Kirschen, Vanilleeis und Sahne auf dem Tisch. LECKER!!

Ab unter den Tisch

Das Tolle war, das unsere Eltern sich wirklich alle Mühe gaben, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Unserer Enttäuschung über das Ausbleiben des Schnees und der tollen Pläne, die wir allesamt über den Haufen werfen mussten, setzten sie alternativ jede Menge kreative Ideen entgegen, damit bei uns auch ja kein Trübsal geblasen wurde. Eventuelle Missstimmungen zur Weihnachtszeit sollten mit aller Macht vermieden werden. So kam es, dass der Iglu, den wir im Garten bauen wollten – für den es aber in Sachen Schnee nicht einmal für eine Grundsteinlegung gereicht hätte – eine grandiose Indoor-Burg wurde. Aus Stühlen, Tisch und Decken bauten wir alle gemeinsam eine riesige Höhle. Nicht allein für Lotta und für mich, auch Mama und Papa hatten dort Platz. Wir holten alle Kissen, die wir finden konnten, arrangierten eine gemütliche-plüschige Wohlfühllandschaft, spielten Karten und Gesellschaftsspiele und das Allerbeste: Dort wurde auch gegessen! Nicht auf, sondern unter dem Tisch auf dem Boden – herrlich! Herr Knigge und seine Benimmregeln hatten an diesem Tag große Pause. Wir aßen mit den Fingern, durften schlürfen und schmatzen und uns so richtig danebenbenehmen. Ab und an schauten wir verstohlen zu unseren Eltern, ob da nicht doch vielleicht der Zeigefinger erhoben und unserem kleinen Gelage Einhalt geboten würde. Aber nein, die beiden machten munter mit und hatten sichtlich Spaß.

Alternative Winterwunderlandschaft

Der Höhepunkt sollte aber noch folgen, denn zum Schluss gab es dann doch noch eine Schneelandschaft und unser Traum von einer weißen Weihnacht ging zumindest ein kleines bisschen in Erfüllung. Weil sich beim Blick aus dem Fenster ein tristes Grau in Grau eröffnete und dazu noch Regentropfen statt der erhofften Schneeflocken vom Himmel fielen, hatten sich Mama und Papa etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie ka[1]men vom Einkauf mit jeder Menge Spraydosen zurück. Kunstschnee, mit dem wir unsere Fensterscheiben in eine Winterwunderlandschaft verwandeln durften. Das taten wir mit jeder Menge Enthusiasmus, und damit es sich auch so richtig lohnte, war am Ende so ziemlich alles, was aus Glas bestand, winterlich dekoriert: alle Spiegel, die Duschkabinen im Badezimmer, der Backofen, Wein-, Sekt und Wassergläser und schlussendlich auch der Fernseher. Das sorgte kurzzeitig doch für etwas angespannte Stimmung im Hause – aber wirklich nur ganz kurz, schließlich hatten uns unsere Eltern zu dieser ganz legalen Sprayaktion animiert. Eine Karriere in der Sprayer-Szene sei uns gewiss, prophezeiten uns Mama und Papa – und am Ende der Ferien gab es dann als Abschluss unser alternativen Winteraktivitäten noch eine große Familien-Schnee-Entfernungs-Putzaktion. Alles in allem war es dann doch ein „wunderbarer Winter“!

von Andrea Schröder

Julia Schröder
Author: Julia Schröder

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