Wenn die Traurigkeit überwiegt: prä- und postpartale Depression
In jeder Schwangerschaft gibt es Glücksmomente und dunkle Stunden. Wenn jedoch Sorgen und Traurigkeit überhandnehmen, kann eine Schwangerschaftsdepression (peripartale Depression) dahinterstecken. Das REVIERkind beleuchtet neben den Ursachen auch Symptome und Folgen der Erkrankung, desweiteren geben wir ihnen Kontaktadressen mit auf Weg.
Schwangerschaftsdepression – keine Seltenheit
Über die Hälfe aller Mütter erleben in den ersten Tagen nach der Geburt eine Phase emotionaler Instabilität und Angst. Der sogenannte „Baby Blues“ klingt jedoch meist nach kurzer Zeit auch ohne Behandlung wieder ab. Bleiben die Symptome aber über eine längere Zeit erhalten, kann das ein Hinweis auf eine Depression sein. Sie zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen während der Schwangerschaft.
Mögliche Ursachen: Das steckt dahinter
Neben bereits bestehenden depressiven Erkrankungen zählen auch psychische Belastungen sowie mangelnde partnerschaftliche und soziale Unterstützung zu den Risikofaktoren. Zudem können körperliche Ursachen wie Komplikationen während der Schwangerschaft das Auftreten begünstigen.
Symptome erkennen
Die meisten Symptome einer Depression wie Schlafstörungen oder Erschöpfungszustände treten auch unabhängig einer Schwangerschaft auf. Einige Besonderheiten sind: ausgeprägte Selbstzweifel und Versagensängste sowie Schuldgefühle („Ich bin eine schlechte Mutter“), zwiespältige Gefühle gegenüber dem Ungeborenen bis hin zur Gefühlslosigkeit, eine ausgeprägte emotionale Labilität, übermäßige Angst und Sorge um das Kind sowie Zwangsgedanken und Stillprobleme. Außerdem kann sich bei den Betroffenen eine unzureichende Gewichtszunahme, eine geringere Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen sowie ein erhöhter Substanzmissbrauch zeigen.
Und was bedeutet das für das Kind?
Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention können sich Depressionen während der Schwangerschaft unmittelbar auf den Fötus auswirken und gehen mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko, einem geringerem Geburtsgewicht oder veränderter fötaler Herzaktivität einher. Auch langfristig könnten prä- und postpartale Depressionen die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Bei Kindern depressiver Mütter zeigen sich zudem Schlaf-, Still- und Fütterprobleme sowie Vermeidungsverhalten.
Die gute Nachricht: Peripartale Depressionen sind gut therapierbar.
Richtig und rechtzeitig handeln
Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle, sei es mit Ihrem Partner, Ärzten oder Ihrer Hebamme. Je früher Sie Hilfe suchen, desto besser. Nehmen Sie Unterstützung an, ob bei der Betreuung von Geschwisterkindern oder im Haushalt. Studien zeigen, dass eine intensive Hebammenbetreuung das Risiko einer Erkrankung verringern kann. Aktivieren Sie professionelle Angebote und scheuen Sie sich nicht davor. Eine Depression ist eine behandelbare Krankheit und niemals die Schuld der Mutter. Bei bereits bestehenden behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen ist eine Absprache mit Ihrem Arzt unerlässlich, da bestimmte Antidepressiva Risiken für Mutter und Kind mit sich bringen können. Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld unter einer Schwangerschaftsdepression leidet, gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die professionelle Unterstützung bieten.
Hotlines und Beratungsstellen:
Info-Telefon Depression
Vermittelt Menschen mit Depressionen und Angehörigen den Weg zu Anlaufstellen
Telefon: 0800 – 3344533
Website: deutsche-depressionshilfe.de
-Kind-Ambulanz
Spezialambulanz für Frauen mit Erkrankungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt
Telefon: 0231 – 4503 – 8100
Website: lwl-klinik-dortmund.de
Schatten und Licht e.V.
Initiative peripartale psychische Erkrankungen
Telefon: 08293 – 965864
Website: schatten-und-licht.de
Krise & Geburt
Selbsthilfegruppe für perinatale Krisen und Geburtstraumata
Telefon: 0176 – 58243291
Website: krisenundgeburt.de
Von Vanessa Wobb
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