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Abschluss in der Tasche und jetzt?

Mädchen denkt über Wege nach dem Schulabschluss nach
Bildnachweis: © contrastwerkstatt – Fotolia.com

Die Zeit nach dem Schulabschluss kann extrem spannend sein, denn mit der Schule fällt plötzlich ein elementarer Bestandteil deines Alltags weg. Seit deiner Einschulung war irgendwie immer klar, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Sobald Du aber deinen Abschluss in der Tasche hast, fällt diese Gewissheit erst einmal weg. Das kann dir das Gefühl grenzenloser Freiheit geben – oder dich ein bisschen nervös machen. Jedes Jahr stellen sich in Nordrhein-Westfalen rund 200.000 Absolventen die große Frage: Was mache ich nach meinem Abschluss? Werfen wir doch mal einen Blick auf deine Möglichkeiten.

Gymnasiale Oberstufe

  • Voraussetzung: mind. Mittlerer Schulabschluss mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe („Realschulabschluss mit Qualifikation“)
  • Abschluss: Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder Fachhochschulreife (Fachabi)
  • Dauer: 3 Jahre
  • Einrichtung: Gymnasium, Gesamtschule, Berufskolleg, Weiterbildungseinrichtung

Die gymnasiale Oberstufe kann ganz klassisch am Gymnasium oder der Gesamtschule besucht werden und führt zum Abitur. Da Du noch keinen beruflichen Schwerpunkt wählen musst, ist dies das Richtige für dich, wenn Du dich noch nicht auf eine berufliche Richtung festlegen willst. Das berufliche Gymnasium hingegen ist ein Angebot des Berufskollegs und anders als an Gymnasien und Gesamtschulen kannst Du hier einen beruflichen Schwerpunkt setzen und neben dem Abitur sogar teilweise einen Ausbildungsabschluss erwerben.

Berufskolleg

  • Voraussetzung: Je nach gewähltem Bildungsgang keine bis Abitur
  • Abschluss: berufliche Qualifikationen und alle allgemeinbildenden Abschlüsse
  • Dauer: unterschiedlich nach gewähltem Bildungsgang, 1 bis 3 Jahre
  • Einrichtung: Berufskolleg

Berufskollegs sind Schulen der Sekundarstufe II, die verschiedene in Berufsfelder unterteilte Bildungsgänge anbieten. Du musst dir also vorher überlegen, in welchem Berufsfeld Du dich weiterqualifizieren möchtest. Wenn Du noch keinen Schulabschluss hast, kannst Du hier im sogenannten Ausbildungsvorbereitungsjahr innerhalb eines Jahres den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 erwerben und verschiedene Berufsfelder kennenlernen. Auch alle anderen Abschlüsse kannst Du am Berufskolleg in Kombination mit einer beruflichen Grundbildung erwerben oder je nach Bildungsgang auch eine schulische Ausbildung absolvieren. Mit einem mittleren Schulabschluss kannst Du gleichzeitig einen Berufsabschluss und die Fachhochschulreife erwerben, die dich zum Studium an allen Fachhochschulen berechtigt.

Duale Ausbildung

  • Voraussetzung: je nach Betrieb und Ausbildung unterschiedlich
  • Abschluss: Berufsabschluss + Hauptschulabschluss Klasse 10, bei einem Abschluss von mind. 3,0 auch Fachoberschulreife (Realschulabschluss) oder gleichzeitig die Fachhochschulreife (Fachabi)
  • Dauer: zwei bis dreieinhalb Jahre
  • Einrichtung: Betrieb und Berufsschule

Wie der Name schon sagt, findet die duale Ausbildung an zwei Orten statt: In deinem Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Im Betrieb bekommst du Einblicke in die Praxis und arbeitest gegen Ausbildungsvergütung. An der Berufsschule lernst Du die theoretischen Grundlagen und wirst in allgemeinbildenden Fächern unterrichtet. Der Unterricht findet entweder blockweise oder an ein bis zwei Tagen in der Woche statt. Die Dauer der dualen Ausbildung hängt vom Ausbildungsberuf ab und kann bei sehr guten Leistungen auch etwas verkürzt werden. Die benötigten Voraussetzungen für eine Ausbildung entnimmst Du am besten der Ausschreibung der jeweiligen Betriebe. Oftmals musst Du dich zunächst in einem Vorstellungsgespräch oder einem Assessment Center gegen andere Bewerber durchsetzen. Eine Ausbildung eignet sich für alle, die nach der Schule lieber praktisch arbeiten und Berufserfahrung sammeln wollen und ihr eigenes Geld verdienen möchten.

Schulische Ausbildung

  • Voraussetzungen: gesetzlich vorgegeben je nach Ausbildung (meist mind. Realschulabschluss), teilweise Eignungstests und Gesundheitszeugnis
  • Abschluss: Berufsabschluss
  • Dauer: je nach Ausbildungsberuf 1 bis 3 Jahre
  • Einrichtung: Berufsfachschule

Im Gegensatz zur dualen Ausbildung besuchst Du bei einer schulischen Ausbildung täglich eine Schule und erwirbst dort Kenntnisse und Fähigkeiten aus deinem gewählten Ausbildungsberuf. Praktische Erfahrungen sammelst Du über verschiedene Praktika. Bei der schulischen Ausbildung bekommst Du in der Regel keine Vergütung, kannst aber unter bestimmten Voraussetzungen Schüler-BAföG beantragen. Schulische Ausbildungen gibt in den Bereichen Gesundheit, Pädagogik, Gestaltung, Technik und Wirtschaft. Beispiele für Berufe mit schulischer Ausbildung sind beispielsweise Physiotherapeut/in, Erzieher/in, biologisch technische/r Assistent/in, Dolmetscher/in oder Medienassistent/in. Achtung: Die Anmeldezeiten für schulische Ausbildungen unterscheiden sich je nach Berufsfachschule – hier gilt es, sich rechtzeitig zu informieren!

Studium

  • Voraussetzungen: Allgemeine Hochschulreife („Abitur“), Fachgebundene Hochschulreife oder Fachhochschulreife („Fachabi“)
  • Abschluss: Bachelor
  • Dauer: ca. 3 Jahre für den Bachelor-Abschluss
  • Einrichtungen: Universitäten (nur mit Abitur), Fachhochschulen

Studieren wird immer beliebter. In den letzten Jahren lag die Studienanfängerzahl bei etwa einer halben Million, was unter anderem daran liegen dürfte, dass in der Gesellschaft zunehmend der Irrglaube besteht „Ohne Studium wirst Du heute nichts mehr“. Die hohe Studienabbrecherquote in Deutschland zeigt jedoch, dass etwa 30 % der begonnenen Studiengänge vorzeitig abgebrochen werden. Häufige Gründe sind finanzielle Probleme oder fehlende Motivation. Besonders die fehlende Motivation ist ein Problem, da Du als Student deutlich mehr Selbstorganisation und Disziplin aufbringen musst als in anderen Bildungswegen. Das Klischee der faulen Studenten trifft sicherlich auch an der einen oder anderen Stelle zu, aber auch Studenten müssen stressresistent und arbeitswillig sein. Ob Du dich für ein Studium an der Uni oder einer Fachhochschule entscheidest, hängt letztlich ein bisschen von deinen persönlichen Präferenzen ab. Fachhochschulen sind in der Regel etwas praxisorientierter, bieten jedoch nicht alle Studiengänge an.

Duales Studium

  • Voraussetzungen: Allgemeine Hochschulreife („Abitur“) oder Fachhochschulreife („Fachabi“)
  • Abschluss: Berufsabschluss/Praktikumszeugnis und Bachelorzeugnis
  • Dauer: etwa dreieinhalb Jahre
  • Einrichtung: Universitäten (mit Abitur) oder Berufsakademien oder Fachhochschulen (mit Fachabitur)

In einem dualen Studium kombinierst Du ein Studium an einer Hochschule, Berufsakademie oder Fachhochschule mit einer Berufsausbildung oder einem Langzeitpraktikum, die in thematischem Bezug zu deinem Studium stehen. Während eines dualen Studiums bekommst Du wie Azubis in der dualen Ausbildung ein Ausbildungsgehalt und kannst am Ende vertiefte Kenntnisse in der Praxis und gleichzeitig einen Bachelorabschluss vorweisen. Diese Vorteile verlangen jedoch in der Regel viel Disziplin und einiges an Arbeit von dir. Es kann nämlich durchaus sein, dass Du neben der Arbeit in deinem Ausbildungsbetrieb und den Vorlesungen an deiner Hochschule zusätzlich noch die Berufsschule besuchen musst. Duale Studiengänge gibt es insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Technik, Gesundheit und Sozialwesen, es kann jedoch nahezu jeder Studiengang auch dual studiert werden.

Freiwilliges Jahr

Du kannst dich nach deinem Abschluss auch erstmal freiwillig im sozialen (FSJ), ökologischen (FÖJ), kulturellen (FKJ) oder im sportlichen Bereich (FSJ-Sport) engagieren und so Erfahrungen sammeln. Für ein freiwilliges Jahr musst Du die Vollschulzeitpflicht erfüllt haben und darfst nicht älter als 27 Jahre alt sein. Neben einer 25-tägigen Weiterbildung und einem monatlichen Taschengeld erhältst Du am Ende ein Zertifikat über deine erworbenen Fähigkeiten. Beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) kannst du dich unabhängig von deinem Alter und Schulabschluss in Bereichen der Integration und des Sports, in sozialen, ökologischen und kulturellen Bereichen oder gar im Zivil- und Katastrophenschutz engagieren. Wer über den Tellerrand hinausschauen möchte, kann natürlich auch freiwillige Programme im Ausland absolvieren. Im Rahmen des freiwilligen Wehrdienstes (FWD) kannst Du auch bis zu 23 Monate zur Bundeswehr gehen. Welchen Schulabschluss du hast ist nicht entscheidend, es gilt jedoch ein Mindestalter von 17 Jahren und Du musste die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Du hast die Wahl!

Der heutige Arbeitsmarkt bietet eine gewaltige Anzahl an Berufsmöglichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Die Entwicklung unserer Gesellschaft und der technische Fortschritt lassen immer wieder neue spannende Berufsfelder entstehen. Aktuell werden in Deutschland etwa 19.000 Studiengänge und über 400 verschiedene Ausbildungsberufe angeboten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du den Bildungsweg findest, der genau zu dir passt ist also sehr hoch. Dennoch ist es verständlich, dass einem bei dieser gigantischen Auswahl die Entscheidung zunächst einmal schwerfällt. Du solltest also am besten etwas Zeit zur Orientierung und Informationsbeschaffung einplanen, denn meistens ist die Schulzeit schneller vorbei als gedacht und plötzlich brauchst Du einen Plan wie es weitergeht.

Frühzeitig vor dem Abschluss Gedanken machen

Die Frage, wie es nach der Schule weitergeht, sollte man nicht allzu lang aufschieben. Viele Bewerbungsfristen, Termine und Einstellungstests liegen rund um die Zeit der Abschlussprüfungen deines letzten Schuljahres. Und da Du den Kopf mit dem Stoff deiner Abschlussklausuren wahrscheinlich voll genug haben wirst, solltest Du dich nicht nebenbei noch mit deiner Berufswahl beschäftigen müssen. Außerdem benötigt die Wahl deines weiteren Bildungsweges in der Regel Zeit und verlangt eine intensive Beschäftigung mit dir und deinen Interessen. Was hat dir in deiner bisherigen Laufbahn besonders viel Spaß gemacht oder ist dir leichtgefallen? Welche Interessen möchtest Du weiter verfolgen? Hast Du vielleicht einen konkreten Traumberuf? Welche Anforderungen musst Du dafür erfüllen? Oder geht es dir wie den meisten und dein Berufswunsch lautet bislang nur „Irgendwas mit…“? Vielleicht weißt Du auch schon, was Du auf keinen Fall machen möchtest. Auch das ist eine sehr wertvolle Erkenntnis.

Zu einer Entscheidung kommen

Wie Du letztendlich zu einer Entscheidung kommst, hängt ein bisschen von deiner Persönlichkeit ab. Es gibt Pragmatiker, die gern den Weg des geringsten Widerstands wählen. Oder solche, die lieber auf ihr Bauchgefühl und ihre Instinkte vertrauen und spontan entscheiden. Oder die Abwägenden, die jede Menge Informationen sammeln und lange grübeln oder diejenigen, die sich lieber auf die Erfahrungen und Meinungen anderer verlassen. Wie so oft im Leben ist der „richtige“ Weg irgendwo in der goldenen Mitte und vor allem eines: Dein eigener. Ob der Weg, den Du einschlägst, letztendlich wirklich der richtige für dich ist, stellt sich meist erst mit der Zeit heraus. Da sich aber die Bildungswege in Deutschland immer wieder kreuzen und unter normalen Umständen auch nie in eine ausweglose Sackgasse führen, ist es in der Regel kein Weltuntergang, falls Du dich doch noch einmal anders entscheidest.

Und was ist mit chillen?

Natürlich hast Du dir nach deinem Abschluss auch erstmal etwas Entspannung verdient. Viele fühlen sich auch noch gar nicht bereit, sofort in den weiteren Bildungsweg durchzustarten und wollen sich erst einmal orientieren. Dennoch sollte man sich vorzeitig Gedanken machen, wenn man sich eine Auszeit nehmen will. Wenn Du nach deinem Abschluss nämlich gar nichts machst, erlöschen unter anderem Ansprüche auf bestimmte Versicherungen und das Kindergeld. Eventuell musst Du dich auch als arbeitssuchend melden. Oftmals fällt die sogenannte „Lücke im Lebenslauf“ auch bei Bewerbungen negativ auf. Dennoch sollte dich das nicht zu einer überstürzten Entscheidung zwingen. Wenn Du dir die Zeit nehmen möchtest, dir der Konsequenzen bewusst bist und Du die Auszeit vor allem sinnvoll nutzt, steht einer Pause nichts im Wege. Auf Reisen und bei Praktika kannst Du nämlich vor allem Erfahrungen und Fähigkeiten sammeln, die dir vielleicht Vorteile gegenüber all denen bringen, die sich sofort wieder in Arbeit, Schule oder Studium stürzen.

Bettina Fischer

Du hast schon einen Traumjob und einen Wunscharbeitsplatz gefunden und möchtest jetzt in die Ausbildung starten? Dann findest du hier Tipps für deine Bewerbungsunterlagen.

Weitere Infos:
www.arbeitsagentur.de/bildung (Allgemein)
www.zukunftsfinder.de (Allgemein)
www.planet-beruf.de (Ausbildung)
www.ausbildung.de (Ausbildung)
www.ruhr-uni-bochum.de/borakel/ (Studium)
www.hochschulkompass.de (Studium)
www.weltwaerts.de (Freiwilligendienste im Ausland)

 

Bettina Fischer
Author: Bettina Fischer

Ich bin Bettina, Jahrgang 1995 und seit 2015 beim REVIERkind. Alles hat mit einem Redaktionspraktikum angefangen. Und weil ich mich bei den Mädels so wohl gefühlt habe, bin ich nach dem Praktikum einfach geblieben. Ich unterstütze unsere liebe Julia bei der redaktionellen Arbeit für unsere Magazine und bei der Pflege unserer Homepage. Außerdem stapeln sich rund um meinen Schreibtisch jede Menge Kinderbücher, da ich unsere Medientipps betreue. Nebenbei bin ich noch Glücksfee und ziehe die Gewinner unserer Verlosungen.

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