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SPORTkind: Voltigieren

Bildnachweis: ©rupbilder – Fotolia.com

Akrobatik auf dem Pferderücken – das kannten schon die Römer. Alte Quellen sagen, Voltigieren sei damals fester Programmteil von römischen Festspielen gewesen. Die moderne Form hingegen gibt es erst seit den 1950er Jahren. Seit 1953 wird das Voltigieren in Deutschland als Wettkampfsportart betrieben.

Obwohl es gerade bei Kindern und Jugendlichen schnell ein beliebter Sport wurde, gab es die ersten Voltigier-Weltmeisterschaften erst 1986. Seitdem ist es eine ganz eigene Disziplin des Pferdesports.
Aber was ist Voltigieren genau? Es handelt sich bei diesem Sport um eine spannende Mischung aus Akrobatik und Turnen – auf dem Rücken eines Pferdes, das dabei gleichmäßig im Kreis läuft. Um einen ungewollten Purzelbaum vom Pferd zu vermeiden, trägt es einen Gurt mit zwei Griffen. Voltigieren für Kinder ist längst nicht so gefährlich, wie es klingt – alle Figuren werden nämlich vorher auf einem Holzpferd geübt.
Wenn es für die Kinder auf den Pferderücken geht, wird das Pferd in der ersten Zeit im Schritt an der Longe (lange Leine) geführt, damit sich die Kids an das Pferd gewöhnen können. Erst wenn sie sicher genug sind, können die Übungen auch im Trab oder Galopp ausgeführt werden. Aber keine Angst: Das Tempo richtet sich immer nach dem Können und Wollen der Kinder.
Bevor der eigentliche Voltigierunterricht jedoch beginnt, bereiten die Kinder zusammen mit den Lehrern das Pferd für den Unterricht vor. Dazu gehören das Putzen, das Anlegen von Voltigiergurt und Trense sowie das Führen des Pferdes in die Halle. Damit lernen die Kinder neben den sportlichen Fähigkeiten auch den Umgang mit dem Pferd.
Jedes Voltigierpferd ist gründlich für diesen Sport ausgebildet und hat gelernt, ruhig und gleichmäßig an der Longe zu laufen. Für das Voltigieren wird im Übrigen keine Reiterfahrung benötigt. Ganz im Gegenteil: Oft ist das Voltigieren der Einstieg in den Reitsport, denn es werden Gleichgewichtssinn und die korrekte Sitzhaltung spielerisch erlernt.
Neben Gleichgewicht schult dieser Sport außerdem Bewegungsgefühl, Beweglichkeit und Schnellkraft. Auch das Sozialverhalten spielt eine große Rolle. Voltigieren ist nämlich ein absoluter Teamsport, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Die Mitglieder einer Voltigiergruppe geben sich gegenseitig Hilfestellung und arbeiten als Team zusammen.
Die Bekleidung für das Voltigieren ist übrigens schnell besorgt, denn die wirklich aufwändigen und teuren Ausrüstungsgegenstände trägt bei dieser Sportart das Pferd. Die Kids benötigen einen eng anliegenden Voltigieranzug (z.B. enges Turntrikot), um weder am Trainingspartner, noch am Voltigiergurt hängenzubleiben, und weiche Voltigierschuhe (Gymnastikschuhe bzw. Turnschläppchen).
Und auch sonst bleiben die Kosten für diesen Sport im Rahmen: in der Regel wird der Unterricht nicht pro Stunde, sondern als Monatsbeitrag abgerechnet. Das ist zwar regional unterschiedlich, aber die Monatsbeiträge für Kinder und Jugendliche liegen in der Regel bei circa 20 Euro. In Vereinen kann noch ein jährlicher Mitgliedsbeitrag hinzukommen.
Es gibt nationale und internationale Prüfungen im Gruppen-, Einzel- und Doppelvoltigieren bis hin zu Europa- und Weltmeisterschaften. Die Gruppenprüfungen bestehen aus Pflicht und Kür, die Einzelprüfungen können auch noch zusätzlich ein Technikprogramm beinhalten. Das Doppelvoltigieren besteht je nach Altersklasse entweder aus einer reinen Kürprüfung oder einer Pflicht- und Kürprüfung. Eine Pflichtprüfung setzt sich aus einer vorgeschriebenen Reihenfolge bestimmter Figuren zusammen. Die Kürprüfung besteht aus einer Abfolge von Übungsteilen, die sich die Voltigierer selbst ausdenken können. Oft steht sie unter einem bestimmten Thema und wird von Musik begleitet. Beim Voltigieren kann man eine Wertung zwischen 0,0 (niedrigstes Ergebnis) und 10,0 (bestes Ergebnis) erreichen. Die Punktrichter achten auf fünf verschiedene Bereiche. Sie vergeben Einzelnoten für die Pflichtübungen, die Technik, die Kür, den Gesamteindruck und das Pferd. Am meisten Punkte gibt es übrigens für eine gelungene Kür.
Ab welchem Alter Kinder mit dem Voltigieren beginnen sollten, hängt zum einen von den angebotenen Gruppen der Vereine ab und zum anderen von der persönlichen Entwicklung und dem Interesse des Kindes. Es gibt Voltigiergruppen, die Kinder schon ab vier Jahren annehmen, andere setzen das Mindestalter bei sechs Jahren an. Dazu sollten Sie sich bei den Voltigiergruppen in Ihrer Nähe informieren.

Übrigens: Seit einigen Jahren wird das Voltigieren auch als heilpädagogische Maßnahme eingesetzt. Kinder und Jugendliche mit körperlichen, seelischen oder sozialen Problemen voltigieren, weil es eine lockernde und angstlösende Wirkung auf sie haben soll. Reiterliche Fähigkeiten sind dabei Nebensache.

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