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Die „Westfälischen Salzwelten“

Bildnachweis: Tanja Lenz-Urbach

Bad Sassendorf – war uns bekannt als beschaulicher Kurort nördlich des Sauerlandes, eingebettet in die Soester Börde. Doch viel länger als Anwendungen, Liegekuren und Spaziergänge durch den Kurgarten – seit beinahe tausend Jahren –  hat Salz die Region geprägt. Seit dem 12. Jahrhundert und bis 1952 wurde aus den Solequellen das „weiße Gold“ gewonnen. Doch noch wertvoller ist heute das Salz-Wasser-Gemisch, die Sole selbst. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verbinden sich beide Zweige und die Sole wird für die Gesundheit der Kurgäste eingesetzt.

Dieser Geschichte von Sole und Salz am Hellweg widmet sich seit Februar 2015 das Erlebnismuseum „Westfälische Salzwelten“, eine Geschichte, die uns lockte, die knapp einstündige Fahrt von Bochum dorthin auf uns zu nehmen, um dem Salz in der Suppe auf den Grund zu gehen. Die Kinder sind skeptisch: ein Museum? Eine Ausstellung über SALZ? Wie langweilig! Sie sollten eines Besseren belehrt werden.

Schon zu Beginn sind wir überrascht von der besonderen Architektur des Ausstellungsgebäudes. Ein liebevoll restaurierter alter Gutshof, aus dessen einer Seitenwand bizarr ein Glaswürfel ragt, der die würfelförmige Struktur des Salzes darstellt.  Die eckige, kristalline Form ist zum Markenzeichen des Museums geworden und begleitet uns durch die gesamte Ausstellung und später auch durch den Ort selber.  Empfangen werden wir von dem freundlichen Team des Museums, das uns mit zahlreichen Infos ausstattet. Auf über 900 m² Ausstellungsfläche gehen wir mit drei Kindern auf eine Reise, die vor Millionen von Jahren in unterirdischen Gewölben und Seen beginnt. Die Westfälischen Salzwelten knüpfen an die Geschichte des Ortes an und erklären Fragen wie: „Was ist und woher kommt die Sole? Wie entstehen Salzkristalle? Wie wurde das Salz gewonnen und welche Bedeutung hatte es für die Region?“ Dabei setzt das Museum auf Reduktion statt Fülle, stilvolle Inszenierung sowie  interaktive und spielerische Elemente. Das Konzept geht auf: Kinder und Erwachsene sind von Beginn an Feuer und Flamme für Sole und Salz. Wir schwärmen aus, drücken Knöpfe, bestaunen Monitore und kolossale Salzkristalle, kurbeln und basteln, was das Zeug hält. Wir schicken uns sogar selbst spektakuläre Bilder von mikroskopisch vergrößerten Salzkristallen per Mail nach Hause. An einem faszinierenden Modell können wir nachvollziehen, wie die Sole gewonnen, auf das Gradierwerk gepumpt wird, um am Ende hindurch zu rieseln und von den Salzknechten am Siedeofen abgeschöpft zu werden. Die Zeitreise in die Hochphase der Salzgewinnung vor gut 100 Jahren vollenden die  ausgestellten Kleidungsstücke zum Anprobieren und Verkleiden.

Wir probieren allerhand Salze aus verschiedensten Weltregionen. Mein Favorit: das Himalaya-Salz. Jetzt sind nicht nur wir in der Ausstellung, jetzt ist die Ausstellung auch in uns.

Über den „Glaskristall“ gelangt man ins Obergeschoss. Hier geht es um die Wirkungen des Salzes im Körper und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des handelsüblichen Allerweltrohstoffes. Schließlich tauchen wir dann in die Welt von Therapie und Heilung ein. Hier entdecken und erleben wir, wie Sole als Heilmittel dem eigenen Wohlbefinden nutzen kann, wie es auf die Atemwege wirkt und warum Sole- und Moorbäder müden Gliedern wohl tun.

In der obersten Etage laden wunderbar bequeme Liegen zum Verweilen ein. Wir legen uns hin und  erfahren durch Lautsprecher in den Kopfteilen noch vieles mehr über das weiße Gold Westfalens. Dabei schauen wir auf die beeindruckende Fotoausstellung „Visions of Salt“ des Fotografen und Journalisten Fred Lange. Vor dem wohlverdienten Sekundenschlaf bewahren uns nur die Kinder, die nach all dem Salz nun doch nach etwas Süßem lechzen. Also-,, nix wie hin in das hauseigene Café. Die Kids bekommen ein großes Eis zum Neutralisieren und für die Großen gibt`s leckere Waffeln.

Zufrieden, erhellt und voller Tatendrang strömen wir aus dem Museum wie der Regen aus den Wolken und  starten direkt zur Bad-Sassendorfer-Kinderrallye. Die Kinder spurten los, um die 16 Rätsel zu lösen. Geführt werden sie von dem Symbol des Salzkristalls auf dem Boden, das die Laufrichtung anzeigt. So kommen auch wir Ortsfremden voran und schauen uns gleichzeitig die malerische Fachwerkkulisse des schönen Städtchens an. Wir  auch an dem gepflegten Kurpark vorbei, in dem ein Bauernmarkt mit allerhand Köstlichkeiten stattfindet. Der Regen hat auch nachgelassen. Das große Gradierwerk im Park ist für die Kids eine tolle Anlaufstelle. In kleinen Fläschchen zapfen wir etwas Solewasser ab. Kurz zum Sieden bringen und schon haben wir das Salz für unser Abendessen. Kurorte sind cooler als man glaubt!

Falls Sie etwas früher los kommen als wir, bietet sich auf dem Rückweg ins Ruhrgebiet sogar noch ein Besuch des Möhnesees an, der insgesamt natürlich mit Schifffahrt und Freizeitmöglichkeiten zu den klassischen Ausflugszielen gehört. Oder Sie schließen einen Besuch in Wickede/Ruhr (bei Werl) an und besuchen den Wildpark Vosswinkel mit Wildscheinen und Rotwild.

 

Tipps: Salz im Alltag:

Suppe versalzen? Wenn Sie einige rohe Kartoffelscheiben hinzugeben und sie noch einmal aufkochen, entziehen Sie dem Gericht wieder Salz.

Kerzen tropfen nicht, wenn man sie vor Gebrauch in kaltes Salzwasser eintaucht.

Stumpfe und belegte Böden eines Bügeleisens werden wieder blank, wenn man sie mit einem Gemisch aus Salz und Essig bestreicht und anschließend mit einem Tuch abreibt.

Probieren Sie bei Halsschmerzen doch einfach folgendes Hausmittel: Lösen Sie einen halben Teelöffel Salz in einem Pintchen warmen Wassers und gurgeln Sie mit dem Salzwasser – das hilft!

Diese und viele weitere Tipps können sich Besucher der Salzwelten mitnehmen, eine schöne und vor allem alltagstaugliche Idee.

Tanja Lenz-Urbach

 

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