Wer neben der Uni arbeiten geht, muss einiges beachten
Für viele Studierende ist ein Nebenjob während dem Studium unverzichtbar – sei es zur finanziellen Unterstützung oder um erste Berufserfahrungen zu sammeln. Doch der Spagat zwischen Vorlesungen, Prüfungen und Arbeitszeiten erfordert ein gutes Zeitmanagement und einiges an Organisationstalent. Oft stellen sich zudem die Fragen, welcher Job zu einem passt und wo dieser gefunden werden kann. Welche Rolle die sorgfältige Planung und das Wissen über die rechtlichen Rahmenbedingungen hat, um die Doppelbelastung aus Studium und Job erfolgreich meistern, lest ihr hier.
Vorteile des Jobbens neben dem Studium
Jobben neben dem Studium ist nicht nur ein Ausgleich und eine bereichernde Ergänzung zum studentischen Leben, mithilfe des Jobs können unter anderem Studiengebühren, Miete, Lebensmittel,Freizeitaktivitäten und andere Kosten des studentischen Lebens bezahlt werden. Ein Nebenjob kann helfen, diese Ausgaben zu decken und finanzielle Engpässe zu vermeiden. Außerdem bietet ein Nebenjob die Möglichkeit, wertvolle Berufserfahrungen zu sammeln, Netzwerke zu knüpfen und praktische Fähigkeiten zu erwerben, die später den Einstieg in die Berufswelt erleichtern können. Durch das Arbeiten neben dem Studium entwickeln Studierende außerdem wichtige Soft Skills wie Zeitmanagement, Teamfähigkeit und Selbstorganisation.
Welche Arten von Studierendenjobs gibt es?
Das Arbeiten neben dem Studium kann einen Einblick in den praktischen Teil der Studieninhalte liefern und somit für vorzeitige Berufserfahrung sorgen. Außerdem machen Jobs und (bezahlte) Praktika einen guten Eindruck im Lebenslauf auf zukünftige Arbeitgeber. Doch welche Arten von Studierendenjobs gibt es? Der klassische Nebenjob für Studierende ist die Werkstudentenstelle. Meistens behandelt diese studienrelevanten Themen, und es können Praxiserfahrungen gesammelt werden. An Universitäten können Studierende als wissenschaftliche Hilfskräfte (Hiwi-Jobs) in Forschung und Lehre oder als Tutor:innen arbeiten, was zusätzlich einen engen Kontakt zu Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen ermöglicht.
Unabhängig von der Universität und deren Inhalten können Studierende Aushilfsjobs im Servicebereich annehmen. Jobs in der Gastronomie, im Einzelhandel, im Veranstaltungsmanagement, als Promoter:in oder als Kurier:in für Restaurants oder Apotheken sind oft flexibel und können Trinkgeld erbringen. Für Studierende mit spezifischen Fähigkeiten, wie zum Beispiel in der IT oder im Sprachunterricht, können Freelancing oder Nachhilfeunterricht in Sprachen oder Naturwissenschaften eine attraktive Option sein. Auch die Teilnahme an bezahlten Umfragen und Forschungsstudien kann eine Einnahmequelle darstellen. Wer lieber von Zuhause arbeiten möchte, kann sich für Online-Jobs wie Online-Tutoring oder im Callcenter bewerben. Die Auswahl an kreativen Studentenjobs wie Schauspielern, Modeln, Musikauftritte oder Schreiben ist ebenfalls groß.
Good to know: Arbeitsrechtliche und finanzielle Aspekte
Während der Vorlesungszeit dürfen Studierende in der Regel nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten, da das Studium ein Vollzeitstudium ist und Priorität hat. Der gesetzliche Mindestlohn gilt auch für studentische Aushilfsjobs. Eine faire Bezahlung ist nicht nur rechtlich vorgeschrieben, sondern auch wichtig für die Motivation. Außerdem ist es ratsam, die Fristen, Arbeitszeiten und andere wichtige Regelungen innerhalb des Arbeitsvertrages zu berücksichtigen.
Dabei dürfen die eigenen Rechte nicht zu kurz kommen, denn es bestehen Urlaubsanspruch und Arbeitszeitregelungen. Studierende, die neben dem Studium jobben, müssen je nach Verdienst Steuern zahlen. Dabei sind die Freibeträge innerhalb des sogenannten Werkstudentenprivilegs zu beachten. Im Jahr 2024 liegt der Grundfreibetrag bei 11.604 Euro, ohne dass die Lohnsteuer fällig wird. Sofern BAföG und andere Förderungen bezogen werden, können zusätzliche Einkünfte den BAföG-Anspruch mindern. Es ist daher ratsam, sich über die geltenden Freibeträge und Regelungen zu informieren. Wer BAföG erhält, darf nur etwas mehr als 520 Euro im Monat anrechnungsfrei verdienen.
Sozialversicherung
Als Werkstudent ist man in der Regel von der Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung befreit, jedoch müssen Beiträge zur Rentenversicherung geleistet werden. Sobald Studierende über 538 Euro im Monat verdienen und nicht kurzfristig beschäftigt sind, werden die Sozialbeiträge fällig und die kostenlose Familienversicherung kann nicht mehr beansprucht werden. Wer BAföG erhält, darf 523,42 Euro im Monat und damit in dem zwölfmonatigen Bewilligungszeitraum 6.281,04 Euro brutto verdienen.
Ausnahmeregelung Semesterferien
Insbesondere in den Semesterferien ist der Run auf die begehrten Semesterjobs sehr groß, da währenddessen die 20-Wochenstunden Grenze überschritten werden darf. Wer jedoch nur in den Semesterferien und nicht während des Semesters arbeitet, kann von der kurzfristigen Beschäftigung profitieren: Dauert der Job nicht länger als drei Monate beziehungsweise 70 Arbeitstage im Kalenderjahr, handelt es sich in der Regel um eine kurzfristige Beschäftigung und es werden keine Beiträge in der Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung fällig. Sind Studierende über die Eltern oder die Ehepartner:innen familienversichert, bleibt die kostenfreie Familienversicherung bestehen. Dabei ist nicht entscheidend, wie viel Geld innerhalb des Kalenderjahres verdient wurde und wie viele Stunden innerhalb der Woche gearbeitet wurden.
Außerdem sind ebenfalls keine Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung zu zahlen, wenn alle befristeten Beschäftigungen zusammen nicht mehr als 26 Wochen oder 182 Kalendertage im Jahr ausgeübt werden. Dabei werden alle befristeten Jobs im Laufe eines Jahres, zurückgerechnet vom voraussichtlichen Ende der zu beurteilenden Beschäftigung, mit einer Wochenarbeitszeit von jeweils mehr als 20 Stunden berücksichtigt.
Work-Life-Study Balance
Einen Job und das Studium gleichzeitig zu meistern und dabei das Privatleben nicht zu vernachlässigen, ist eine Herausforderung. Ein effektives Zeitmanagement ist hier entscheidend. Grundsätzlich gilt, dass das Studium und die Studienleistungen Priorität haben und nicht unter dem Job leiden sollten. Helfen kann ein strukturierter Zeitplan, der sowohl die Vorlesungen und Lernzeiten als auch die Arbeitszeiten berücksichtigt. Um Überlastungen zu vermeiden, sollten darin auch regelmäßige Pausen eingeplant werden. Nicht nur während des Semesters, sondern vor allem während der Klausurenphase sollte genügend Zeit zum Lernen eingeplant werden. Meistens werden während der Prüfungsphase flexible Arbeitszeiten zum Lernen benötigt, sodass im Voraus eine offene Kommunikation mit dem Arbeitgeber über die eigenen Studienverpflichtungen helfen kann.
Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Belastungstoleranz, weshalb sich individuell nach einiger Zeit herausstellen wird, wie viel Kapazität für die Arbeit neben dem Studium eingeplant werden kann. Nicht vergessen werden sollte dabei die eigene Gesundheit, denn genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung helfen nicht nur, bei der Arbeit und im Studium leistungsfähig zu bleiben, sie sichern auch das allgemeine Wohlbefinden. Auch hinsichtlich der Stressbewältigung ist es ratsam, Strategien zu entwickeln, um Überforderung zu vermeiden.
Von Jana Thomes
Quellen: AOK.de/nw; Finanztip.de
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