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Mobbing unter Jugendlichen

Mobbing unter Jugendlichen
Bildnachweis: ©Jürgen Fälchle– Fotolia.com

Ein pubertärer Pickel im Gesicht, im Sportunterricht mal nicht ganz so geschickt angestellt, die „falschen“ Sneakers an den Füßen – und schon fängt ein Mitschüler an, zu lachen und zu schikanieren. Ein weiterer Klassenkamerad schließt sich an: Die Ausgrenzung beginnt. Und dann distanzieren sich auch noch diejenigen, die vorher noch dicke Freunde waren, aus Angst, selbst ausgeschlossen zu werden. Durch Nichtigkeiten werden Teenager plötzlich zu Mobbing-Opfern.

Leider passiert genau das viel zu häufig an den Schulen. Eine PISA*-Studie, die im April 2017 veröffentlicht wurde, bringt erschreckende Zahlen zum Vorschein: In Deutschland wird fast jeder sechste 15-Jährige regelmäßig Opfer von teils massiver körperlicher oder seelischer Misshandlung durch Mitschüler. Insgesamt sind Jungen im OECD-Schnitt häufiger Mobbing-Opfer in der Schule als Mädchen. Diese sind aber stärker von Ausgrenzung und bösen Gerüchten betroffen. Auch auf Schulleistungen hat dieser Stress oft negative Auswirkungen.

Was ist Mobbing?

Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen (to mob = schikanieren, anpöbeln). Es sind Handlungen negativer Art, die über längere Zeit vorsätzlich durch eine oder mehrere Personen gegen eine Mitschülerin oder einen Mitschüler gerichtet sind. Dabei kann sowohl verbale als auch physische Gewalt gegen das Opfer ausgeübt werden. Mobbing unter Schülern wird auch Bullying genannt. Zum Opfer kann theoretisch jeder werden – allerdings suchen sich Täter eher stille Typen mit schon geschwächtem Selbstwertgefühl aus, die sich nicht so gut wehren können.

Welche Auswirkungen hat Mobbing auf die Opfer?

Teenager, die gemobbt werden, informieren nur selten ihre Eltern oder einen Lehrer über die Attacken der Mitschüler. Dafür gibt es viele Gründe: Die Befürchtung, dass die Situation noch schlimmer wird, wenn Erwachsene von den tagtäglichen Attacken erfahren, ist zu groß. Einige gehen zudem davon aus, dass ihnen die Eltern in der Schule eh nicht helfen können. Andere versuchen, sich auf verschiedenste Weise gegen die Attacken zu wehren, um dann feststellen zu müssen, dass sie es alleine einfach nicht schaffen. Sie verfallen in Lethargie und lassen alles über sich ergehen. Häufig kommt es auch vor, dass die Betroffenen die Schuld erst einmal bei sich selbst suchen. Das hat zur Folge, dass sie immer weiter verstummen und enorm an Selbstwertgefühl verlieren. Neben den Verletzungen, die durch körperliches Mobbing, wie beispielsweise Schläge auftreten, leiden die Opfer oft auch an psychosomatischen Beschwerden: Schlaflosigkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen. Ausgelöst vom Psychostress, dem sie ausgesetzt sind, verletzen sich manche sogar selbst oder denken leider auch an Selbstmord. Manche leiden noch viele Jahre später an Depressionen oder Angststörungen.

Wie lassen sich Mobbing-Attacken erkennen und bekämpfen?

Wenn ein Schüler stiller und stiller wird, sich isoliert und es mit den schulischen Leistungen nach und nach bergab geht, sollten Lehrerinnen und Lehrer dies als Warnzeichen sehen und das Gespräch mit dem Betroffenen suchen. Denn nur so kann frühzeitig eingeschritten und weitere Qual verhindert werden. Für Eltern gilt: Sie sollten das Kind ernst nehmen, wenn es beispielsweise nicht mehr in die Schule gehen will, viel krank ist oder immer wieder beschädigte Schulsachen mit nach Hause bringt. Besteht ein Mobbing-Verdacht, sollten sie nicht hysterisch reagieren, und etwa die Eltern des Täters oder den Täter selbst unter Druck setzen. Empfehlenswert ist es, die Schule zu informieren und zu fordern, dass gehandelt wird. Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, sollten in Schulen Präventionsprogramme gegen Gewalt und Mobbing durchgeführt werden, die das Schulklima verbessern und das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für die schrecklichen Folgen von Mobbing schärfen.

Erste Hilfe (telefonisch):

Die Nummer gegen Kummer ist in Deutschland kostenlos, der Anruf erscheint nicht auf der Telefonrechnung und Du kannst anonym bleiben.
Telefon für Kinder: 0800 111 0333 oder vom Handy: 116 111
Sprechzeiten: Montag bis Samstag 14.00 – 20.00 Uhr (am Samstag sitzen Jugendliche am Telefon)
Telefon für Eltern: 0800 111 0550
Sprechzeiten: Mo. – Fr. 9.00 – 11.00 Uhr, Di und Do 17.00 – 19.00 Uhr

*PISA: Die Abkürzung steht für den weltweit wichtigsten Schulvergleichstest, das „Programme for International Student Assessment“. Die Studie wird alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris organisiert – im Auftrag der Regierungen. In Deutschland beauftragt die Kultusministerkonferenz die Studie. An der bislang letzten Studie „PISA 2015“ nahmen gut eine halbe Million 15-Jährige aus 72 Ländern und Regionen teil, darunter 10.000 aus Deutschland. Den Schwerpunkt der Kompetenztests bildeten die Naturwissenschaften, weitere Testfelder waren Mathematik sowie Text- und Leseverständnis. Die Ergebnisse wurden im Dezember 2016 präsentiert. In einer Sonderauswertung veröffentlichte die OECD im April 2017 Daten zu Lernumfeld und Lernverhalten der 15-jährigen.

 

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