Seit Jahren schon werden wir REVIERkinder in diese nahegelegene und doch vielen unbekannte Region eingeladen und seit Jahren schon sind wir erstaunt, überrascht und begeistert, was wir dort entdecken und erleben. Unsere Erfahrungen wollen wir unseren Lesern gerne weitergeben. Hier also nun der Bericht über unsere jüngste Reise in das andere Holland:
Als eingefleischte Camperfamilie war unsere Freude groß, dass wir an diesem Aprilwochenende in einem top-ausgestatteten Glampingzelt übernachten durften. Der Campingplatz „De Wildhoeve“ macht seinen 5 Sternen alle Ehre. Er liegt mitten in der Veluwe, dem größten zusammenhängendem Waldgebiet – nicht in Takatuka- oder Lummer-, sondern in Gelderland -, und zeichnet sich durch seine schöne Lage in der Natur aus. Familie Zweers-van der Kaden verwaltet das 12 Hektar große Gelände mit insgesamt 360 Stellplätzen liebevoll in zweiter Generation. Ein Hallen- und Freibad mit insgesamt 19 Rutschen, (Wasser-)Spielplatz, Wildtier-Radtour und viele Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung sprechen besonders Familien mit Kindern an. Ein perfekter Start-Ort, um „das andere Holland“ zu erkunden. Zugegeben, die Nacht (Mitte April) war noch etwas kalt, aber dank des leckeren Frühstücksbuffets konnten wir gestärkt in den Tag starten. Nicht nur Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind Familie Zweers-van der Kaden sehr wichtig, auch wird hier (wie übrigens in vielen holländischen Restaurants) große Rücksicht auf Unverträglichkeiten und Allergien genommen. Unbedingt erwähnt werden muss, dass auch das Abendessen im Zeltplatzrestaurant mit leckeren Köstlichkeiten von der guten und ausgewählten Speisekarte verwöhnt. Wer schon häufiger in zeltplatzeigenen Restaurants gespeist hat, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.
Samstag früh ging es dann los in den bereits erwähnten Affenpark „Apenheul“. So viele Herren Nilssons haben wir noch nie auf einmal gesehen, und dann noch frei laufend, besser: springend. Mit offenen Mündern und glänzenden Augen konnten die größeren Kinder den kleinen Totenkopfäffchen dabei zusehen, wie sie ohne Scheu die Ritzen und Falten unserer Kinderwagen von Brötchen- und Kekskrümeln befreiten. Wer durch den großzügig angelegten Park bei Apeldoorn streift, sieht aber nicht nur die Totenkopfäffchen, sondern noch viele verschiedene Affenarten in natürlichen Umgebung. Die rund 300 Affen sollen hier naturnah und artgerecht leben, wie ihre Verwandten in der freien Wildbahn – das ist seit den Ursprüngen des Affenparks Anfang der 70er Jahre Teil der Apenheul-Mission. Und so wohnen beispielsweise die Gorillas auf einer weitläufigen und grünen Gorillainsel, während ungefähr die Hälfte von Apenheuls Affenvolk völlig frei durch den Park streift – für uns als Besucher ein einmaliges Erlebnis. Nur während der kalten Monate ziehen die Tiere in wärmere Wintergehege und der Park schließt.
Mit so viel positiver Tierenergie zogen wir weiter, um sandige Rembrandts und vergängliche Vermeers zu bestaunen. Das Veluwer Sandskulpturenfestival mit seinem Außen- und Innengelände findet bis zum 27. Oktober 2018 im Skulpturenpark „Beeldentuin” in Garderen statt. Eine großartige Schau, gefertigt von 20 Bildhauern aus der ganzen Welt. Zum zehnjährigen Jubiläum des beeindruckenden Kunstevents wurden über 100 Sandskulpturen zum Thema „Holländische Meister” geschaffen. Bekannte Gemälde, Drucke und Zeichnungen von Rembrandt, Johannes Vermeer oder Frans Hals wurden in gigantische Sandkunstwerke verwandelt. Jedes Jahr im Januar beginnen die Arbeiten in Garderen, jedes Jahr gibt es ein neues Thema. Rund 170.000 Besucher strömen jährlich in die Ausstellung. Erstaunt waren wir, dass die Kunstwerke Wind und Wetter trotzen, da diese mit einem besonderen Kleber (vielleicht Konrad-Spezialkleber) fixiert werden. Dennoch müssen wöchentlich kleine Schönheitsreparaturen durchgeführt werden. Für die kleinen Besucher des Festivals gab es eine besondere Attraktion. Sie konnten aus Tretautos von einer Hochbahn aus die Sandskulpturen von oben bestaunen.
Da aber auch im anderen Holland die Uhren nicht anders ticken und ein Tag nur 24 Stunden hat, blieb uns im Nationalpark nicht mehr allzu viel, aber gerade ausreichend Zeit, um eine Fahrradtour mit den schönen weißen Rädern „witte fietsen“ zu unternehmen, die in ausreichender Zahl für die ganze Familie im Park vorhanden sind. Über 40 Kilometer befestigte Radwege und 20 unterschiedliche Wanderwege führen durch den Park. De Hoge Veluwe ist mit seinen 5.400 Hektar der zweitälteste Nationalpark der Niederlande und zeichnet sich durch die Unterschiedlichkeit der Landschaften und durch seine vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten aus. Er ist auch alleine einen Tagesausflug wert und das Erbe eines der interessantesten Ehepaare der niederländischen Geschichte: Helene und Anton Kröller-Müller. Das gesamte Areal des heutigen Nationalparks wurde im frühen 20. Jahrhundert von dem wohlhabenden Unternehmerpaar Anton Kröller und Helene Kröller-Müller aufgekauft und später gestiftet. Helene Kröller-Müller war eine der ersten Personen, die das Genie Vincent van Goghs erkannte. Sie gründete das Kröller-Müller Museum das sich in der Mitte des Nationalparks Hoge Veluwe befindet, und Werke großer Meister wie van Gogh, Picasso und Mondrian ausstellt. Im Skulpturengarten des Museums ist eine einzigartige Skulpturensammlung mit Plastiken von Moore, Rodin und Serra zu sehen. Hier ist nichts aus Sand, sondern alles original! Während die Erwachsenen sich die Zeit mit van Gogh vertreiben, können Kinder im „Museonder“ einen Blick in die Unterwelt werfen. Das unterirdische Museum befindet sich im Besucherzentrum des Parks. Es vermittelt ein überraschendes Bild der unterirdischen Gegebenheiten und des dortigen Lebens, auch aus früheren Zeiten. Die Ausstellung nimmt die Besucher mit, immer tiefer in den Boden hinein, bis man letztlich sogar den Mittelpunkt der Erde erreicht.
Für den Sonntag stand dann die definitiv weiteste Reise auf dem Programm. Aus der Veluwe ging`s nach Afrika. Das „Afrika Museum“ in Berg en Dal (nahe Nijmegen) ist das einzige Völkerkundemuseum der Niederlande, das speziell auf afrikanische Kunst und die Kulturen südlich der Sahara ausgerichtet ist. Es wurde in den 1950er Jahren durch Missionare gegründet. Die Kombination aus einem Innenmuseum mit wechselnden Ausstellungen und einem Freilichtmuseum macht das Afrika Museum zu einem intensiven Erlebnis und lohnendem Tagesausflugsziel. Derzeit lässt sich im Innenmuseum die Ausstellung „Afrotopia: Gegenwart und Zukunft Afrikas“ bestaunen. Im Außenmuseum bekamen wir einen Eindruck von vergangenen und jetzigen Lebenswelten verschiedener Länder Afrikas. So konnten wir erfahren, dass die Türen der traditionellen ghanaischen Lehmhäuser deshalb so winzig sind, damit die Hitze draußen bleibt. Ein Schulbesuch im südafrikanischen Lesotho stand genauso auf dem Programm wie ein Besuch des Rathauses „Tonguna“ der Dogon, einem Volk im westafrikanischen Mali. „Nur der sitzende Mensch kann gerechte Entscheidungen treffen, wer wütend aufspringt, stößt sich den Kopf“ lese ich auf der Infotafel über diese etwas seltsam anmutende Konstruktion. Vor Wut aufspringen kann in diesem Rathaus also niemand. Eine Maßnahme, mit der heute vielleicht so mancher Großkonflikt zügiger gelöst werden könnte. Springen und hüpfen durften wir dann aber wieder zum Abschluss unseres Besuches im Afrika Museum. Hier haben wir an einem Body- Percussion-Workshop mit dem Musiker „Kodjo“ teilgenommen. Unglaublich, was wir in so kurzer Zeit mit unseren Körpern Musikalisches und Rhythmisches leisten konnten. Die afrikanischen Lieder begleiteten uns natürlich die ganze Rückfahrt ins Ruhrgebiet und darüber hinaus.
Schön war´s wieder einmal. Wir kommen wieder in „das andere Holland“, versprochen! Doei, tot ziens und bis zum nächsten Mal!
TL
Weitere Infos unter:• Das andere Holland: www.buchen-holland.de• Campingplatz „De Wildhoeve“: www.wildhoeve.nl• Apenheul: www.apenheul.de• Sandskulpturenfestival Garderen: www.zandsculpturen.nl• Nationalpark de Hoge Veluwe: www.hogeveluwe.nl/de• Afrika Museum: www.afrikamuseum.nl/de