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Alles anders: Mama & Max

Nicht nur bei den Kindern gerät einiges in Bewegung, sondern auch in der Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Wir haben Max (12 Jahre) und seine Mutter mal gebeten, uns zu berichten, was sich seit Einsetzen der Pubertät aus ihrer Sicht im Alltag und im Familienleben geändert hat. Hier werden sich sicherlich sowohl Jugendliche als auch Eltern an der einen oder anderen Stelle wiederfinden.

MAX (12 Jahre)
Ich gehe jetzt in die 6. Klasse des Gymnasiums und weiß, dass ich mich da anstrengen muss. Mir ist es wichtig, dass ich die Schule schaffe. Einige meiner Freunde haben unsere Klasse schon verlassen, weil sie es nicht geschafft haben. Bei Themen, die mich interessieren, bin ich motiviert; bei anderen Themen dann weniger. Aber das Lernen gehört schon zum Alltag. Meine Eltern sind da eigentlich ganz entspannt, ich muss glücklicherweise nicht nur Einsen und Zweien mit nach Hause bringen. Aber sie wollen, dass ich zumindest lerne und mein Bestes gebe. Wenn ich das nicht mache, gibt es schon auch mal Ärger.

Zuhause läuft es ganz gut. Wenn ich gefragt werde, ob ich die Wäsche runterbringen kann oder ähnliches, dann mache ich das auch gerne. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass meine kleine Schwester weniger Ärger bekommt als ich. Zum Beispiel, wenn sie in mein Zimmer kommt, obwohl ich lieber fernsehen oder mit meinen Freunden telefonieren möchte. Ich finde es schön, wenn wir zusammen spielen, aber manchmal nervt es schon, wenn ich lieber etwas anderes machen möchte.

Meine Freunde sind mir ziemlich wichtig. Ich habe auch eine Clique gefunden. Manchmal nerven andere aber auch. Wenn ich mich provoziert fühle, dann werde ich schnell sauer. Wütend werde ich manchmal auch, wenn mich andere nerven, manchmal auch auf meine Eltern. Wenn ich ihnen etwas verheimlicht habe, zum Beispiel eine schlechte Note, und sie dann sauer sind, weil sie es rausbekommen haben, werde ich wütend. Ich will ja keinen Ärger bekommen. Wenn mich etwas an meinen Freunden nervt, können wir aber am nächsten Tag drüber sprechen und dann klärt sich das meist.

Für mich bedeutet Zusammensein, dass man sich trifft, vielleicht ins Kino geht, und sich mag. In meiner Klasse haben schon einige Beziehungen. Es ist auch cool, mit einem netten Mädchen zu gehen. Mit meinem Vater kann ich gut darüber sprechen, auch über Ärger in der Schule. Das ist irgendwie „von Mann zu Mann“. Bei meiner Mutter ist mir das Mädchenthema aber eher unangenehm. Aber eigentlich kann ich mit beiden ganz gut sprechen. Auch wenn ich manchmal Dinge nicht erzähle und sie lieber mit mir selbst ausmache.

 

DIE MAMA
Die ersten kleinen Veränderungen habe ich festgestellt, als er zehn Jahre alt war. Bei relativ unwichtigen kleinen Streitigkeiten kamen Wutausbrüche zum Vorschein, die zuvor nicht da waren. Nach einer kurzen Auszeit waren sie zwar immer schnell verflogen, dennoch habe ich mich sehr erschrocken. Dass es sich dabei um erste Anzeichen der Pubertät handeln könnte habe ich damals gar nicht bedacht… Diese Phase war relativ schnell wieder vorüber.

Zwei Jahre später ist mir dann beim Abendbrot aufgefallen, wie breit seine Schultern geworden sind – scheinbar über Nacht gewachsen. Von da an hat sein Körper angefangen, sich zu verändern und das kindliche Gesicht ist verschwunden. Auch verbringt er jetzt mehr Zeit im Bad und will nur noch coole Sachen anziehen.

Als er seine „erste Freundin“ hatte, fand ich es noch ganz süß. Er hat mir aber schnell zu verstehen gegeben, dass es ihm sehr ernst ist, und ich ihn gefälligst auch ernst nehmen sollte. Schnell wurde dann auch das WhatsApp-Profilbild mit uns beiden gegen eines seiner Freundin ausgetauscht. Für mich war es schon merkwürdig zu merken und zu akzeptieren, dass nun andere Menschen wichtig für ihn werden.

Seine Lieblingsbeschäftigung ist neuerdings das „Chillen“, was bedeutet, dass die Tür zu seinem Zimmer am besten immer geschlossen ist. Auch Stimmungsschwankungen haben immer stärker zugenommen. In der einen Minute ist er mein kleiner Sohn und dann kommt wieder dieser coole, genervte Teenie zum Vorschein, an den man nicht herankommt. Egal wie sehr ich mich anstrenge mit lockeren Sprüchen, Verständnis, Einfühlungsvermögen – ich erfahre nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Ob er Probleme hat oder verliebt ist, erfahre ich (wenn ich Glück habe) über Umwege.

Auch Vergesslichkeit scheint bei einem Pubertierenden keine Seltenheit zu sein. Ich gebe ihm einen Arbeitsauftrag und auf der Hälfte des Weges hat er diesen wieder vergessen. Anfangs hat mich das in dem ohnehin schon stressigen Alltag wütend gemacht. Dann aber habe ich ihn beobachtet, wie ihm das auch woanders passiert, etwa wenn er an den Kühlschrank geht und vergisst, was er rausnehmen möchte. Seitdem versuche ich nun darüber hinwegzulächeln, und mir immer wieder vorzusagen: Das ist normal und geht vorbei.

Was die Schule angeht, hatte er vor ein paar Jahren noch ehrgeizige Ambitionen wie „Ich werde mal Arzt oder Pilot“. Nicht, dass wir das von ihm verlangen würden, aber erzieherische Durchhalteparolen wie „Wenn Du Deine Englisch-Vokabeln nicht lernst, dann wird das auch mit der Pilotenausbildung nichts“, ziehen nun nicht mehr. Wir müssen kreativ sein und auch das ist keine Erfolgsgarantie.
Mir hilft der Austausch mit anderen Eltern sehr. Ich versuche mich immer zu beruhigen, dass dies die normale Entwicklung ist, in der er sich von uns abnabelt. Währenddessen lese ich regelmäßig seinen WhatsApp-Status, um auf dem neuesten Stand zu bleiben, was seine Gefühlslage angeht.

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