Soziale Medien sind aus dem Alltag vieler Kinder und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Zwei der jüngsten Vertreter sind dabei TikTok und BeReal. Da wir wissen, dass die Erfahrungen vieler Eltern auf Facebook beschränkt sind, hat sich das REVIERkind die Apps einmal genauer angeschaut und erklärt, welche Gefahren in ihnen schlummern können.
TikTok
Was ist TikTok?
TikTok (ehemals „Musical.ly“) zählt zu den am häufigsten heruntergeladenen Apps und ist laut der JIM-Studie 2022 vor allem bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren sehr beliebt. Mit dieser App können kurze Videoclips erstellt und mit Songs unterlegt werden. Die thematische Bandbreite ist dabei groß: von Playback-, Tanz-, Do-It-Yourself-Clips bis hin zu Comedy- oder Beauty-Videos.
Neben den Kurzvideos bietet TikTok viele Interaktionsmöglichkeiten wie Kommentare, Duette oder sogenannte Stitches, bei denen Nutzer Videoausschnitte anderer vor den eigenen Beitrag schalten und so erweitern und neu interpretieren können.
Gefahren bei der Nutzung von TikTok
Der Elternratgeber „SCHAU HIN!“ kritisiert vor allem den mangelhaften Jugendschutz. Die Nutzung der App ist erst ab 13 Jahren erlaubt und setzt bei allen Minderjährigen eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten voraus. „Das Alter wird jedoch nicht geprüft beziehungsweise genügt die Angabe eines falschen Geburtsdatums“, heißt es von der Initiative zur Sensibilisierung über die Mediennutzung von Kindern. Demzufolge seien viele Nutzer deutlich jünger, als das Mindestalter vorgibt.
Hinzu kommen gefährliche Challenges. „Mutproben hat es schon immer gegeben“, sagt SCHAU HIN!-Mediencoach Dr. Iren Schulz. Der Zugang zu den Challenges sei jedoch durch die digitale Verbreitung deutlich einfacher, und die Reichweite eine ganz andere. „Wenn die Kinder eine Challenge filmen, wissen sie, dass die ganze Welt zuschaut.“ Und das macht wiederum einen Reiz aus.
Auch wird TikTok vorgeworfen, Inhalte durch Filtersysteme zu zensieren. Ein Wortfilter verhindert, dass Kommentare unter Videos angezeigt werden, wenn sie bestimmte Schlagworte enthalten. Problematisch ist dabei, dass Themen auf diese Weise stigmatisiert werden können, da sie nicht länger sichtbar sind – unabhängig davon, ob Nutzer darüber informieren und aufklären möchten, zum Beispiel über Nationalsozialismus oder Prostitution.
BeReal
Was ist BeReal?
Ein positiver Gegenentwurf zu anderen sozialen Netzwerken – das verspricht die App BeReal zu sein. Unrealistische Selbstdarstellungen soll es hier nicht geben. Dafür möchte ein neues Konzept sorgen: Einmal am Tag erhalten alle Nutzer gleichzeitig die Gelegenheit, ein Bild zu posten. Der Zeitpunkt wird dabei zufällig von der App ausgewählt. Das Mindestalter für die App liegt bei 13 Jahren, wird jedoch nicht überprüft.
Gefahren bei der Nutzung von BeReal
Trotz der positiven Ansätze, unbedenklich für Kinder und Jugendliche ist BeReal laut jugendschutz.net nicht. Das Interaktionsdesign verführe zu unüberlegtem Posten. Der Grund: Wer die Beiträge von Freunden sehen möchte, muss selbst aktiv Bilder veröffentlichen. Wer wissen möchte, ob für Foto mehrere Versuche benötigt wurden, benötigt mindestens zehn bestätigte Kontakte. „Dies kann Jugendliche dazu verleiten, Unbekannte ihrer Freundesliste hinzuzufügen – die dann wiederum die täglichen Fotos einsehen können“, heißt es von dem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bund und Ländern, das sich für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet einsetzt.
Durch seine Mechanismen, wie einer „Verspätet-Anzeige“, versucht BeReal, seine Nutzer zum sofortigen Posten zu bewegen. So könnten Kinder und Jugendliche verleitet werden, Bilder zu veröffentlichen, die Hinweise auf den Wohnort geben oder darüber hinaus nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
So können Eltern soziale Medien sicherer machen
In erster Linie sollten Eltern ihren Kindern nicht die Nutzung sozialer Netzwerke verbieten. Eher sollten sie einige Sicherheitsmaßnahmen treffen. Möchte Ihr Kind beispielsweise TikTok nutzen, sollten Sie gemeinsam das Profil sicher einrichten. „SCHAU HIN!“ rät: „Die Profile von jungen NutzerInnen zwischen 13 und 16 Jahren sind standardmäßig nicht öffentlich, sondern privat. Jedoch können Jugendliche ihren Account in den Profileinstellungen auf Wunsch öffentlich stellen. Falls es nicht schon der Fall ist, empfiehlt es sich, das Profil des Kindes privat zu lassen.“
Die Initiative rät auch, in den Einstellungen die Filterfunktion für Kommentare zu aktivieren, damit diese manuell freigeben werden müssen. Über den begleiteten Modus bei TikTok haben Eltern zudem die Möglichkeit, die Nutzung der App auf den Geräten der Kinder über ihr eigenes Smartphone zu begrenzen.
Für BeReal gilt: Hier sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind BeReal nur mit Freunden teilt. Veröffentlichen Kinder Inhalte im „Discovery-Bereich“, haben sie keinen Einfluss darauf, wer die Fotos sieht. Zudem empfiehlt es sich, die Ortungsfunktion auszuschalten und das Kind dafür zu sensibleren, Echtzeitfotos niemals mit dem aktuellen Aufenthaltsort zu versehen.
Weitere Infos: schau-hin.info
Von Vanessa Wobb
Um was es sich bei „Cybergrooming“ handelt, lesen Sie hier.