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Der kleine süße Muhcob

Bildnachweis: Jörn Stollmann

Damals, als wir mit Jamie schwanger waren, also, als wir wussten, dass es ein Junge wird, habe ich begonnen, mit Sophia über Namen zu sprechen. Wie wir Männer so sind, war das natürlich rein ökonomisch gedacht. Erst abwarten, was es überhaupt wird und dann kann das Palaver losgehen. Vorher macht das ja auch keinen Sinn. Denkste! Sophia hatte selbstverständlich bereits eine lange Liste von Mädchennamen erstellt. Frauen. Aber gut! Jetzt, als es soweit war, wollte ich natürlich auch nichts dem Zufall überlassen – und ging als erstes an einen gut gesicherten Schrank in meinem Büro und holte meine Sammlung an Panini-Alben hervor. Zu meiner Überraschung fand meine Frau die Idee gar nicht so übel. Ich sage immer: Das sind die Momente, in denen man freudig rekapituliert, dass man alles richtig gemacht hat bei der Wahl der passenden Ehefrau. Aber das nur nebenbei.Leider fanden wir selbst nach eifrigstem Studium der Alben keinen Namen, der uns beide vollends aus den Socken gehoben hätte. Und so blätterten wir, wie man das eben so macht, die einschlägige Vornamen-Literatur durch, schauten aber gleichzeitig auch mit wachsender Aufmerksamkeit mal hierhin und mal dorthin. Eine Zeitlang beschäftigte ich mich aus purer Neugierde mit den Namen von Promi-Kindern. Die nennen ihre Sprösslinge ja nicht einfach nur Thomas, Steffi, Klaus, Melanie oder Patrick, nein, da darf ruhig ein wenig tiefer in die prall gefüllte Kuriositäten-Kiste gegriffen werden. Hazel Patricia und Phinnaeus Walter bei Julia Roberts, Nicita Caja Floria bei Jessica Stockmann und Prince Michael, Paris Michael Katherine und Prince Michael II bei Michael Jackson sind im ozeanblauen Vornamens-Gewässer noch die farbloseren Fische.Ins Auge fielen uns damals natürlich auch die Kinder des Schauspielers Uwe Ochsenknecht – Wilson Gonzales, Jimi Blue und Cheyenne Savannah – und der Sohn von Action-Legende Sylvester Stallone: Sage Moonblood. Auch der Verona-Pooth-Style, das Kind nach dem Zeugungsort zu benennen, ließ uns nicht kalt. San Diego klingt ja auch erst einmal klasse, aber nachdem ich die Zeilen eines mitdenkenden Internetusers gelesen hatte, der irritiert nachfragte, ob seine drei Kinder dann tatsächlich »Oggersheim, Leipzig und Herford« heißen würden, wurdeder Plan sofort wieder verworfen (ohne beim vermeintlichen Geburtsort von Jamie zu sehr ins Detail gehen zu müssen).Und dann landete ich auf einmal wieder beim Fußball. Wenn uns schon die Vornamen von früheren und aktuellen Kickern keine Hilfe waren, vielleicht konnten es aber die Kindernamen der Profis selbst sein, überlegte ich. Doch der (Gedanken-) Schuss ging nach hinten los. OMG, wo war ich da nur gelandet? Mike Hanke nannte seine Blagen Janatha-Fey und Jayron-Cain, der Torhüter Dennis Eilhoff seine Kinder Darren Jaden und Leni Collien und Nationalkicker Stefan Kießling haute mit Tayler-Joel (»Wir haben in einem Magazin Namen von Promis gesehen, darunter auch Taylor. Den Namen fanden wir gut und haben das ›o‹ durch ein ›e‹ ersetzt«) auch tüchtig auf die Pauke.Langsam machte sich Verzweiflung bei uns breit und so tauchte ich noch tiefer in die Materie ein. Ich schaute mir die Kindernamen von früheren Spielern an und landete bei einem deutschen Mittelfeldspieler der frühen neunziger Jahre. Michael »Balu« Kostner. Und dreimal dürft ihr raten, wie der seinen Sohn damals genannt hat? Bei dem Nachnamen konnte es zu der Zeit natürlich nur der Kevin sein. Kevin Kostner. Na danke, Papa!Und als ich dachte, schlimmer könne es gar nicht mehr kommen, entdeckte ich den brasilianischen Weltmeister von 2002, Ronaldo. Wenn die Geschichte stimmt, gehört er eigentlich nachträglich für diese Namensfindung noch hinter Gitter gesteckt: »Wir haben häufig bei McDonald’s gegessen, wo es ja den Ronald McDonald gibt. Deshalb haben wir unseren Sohn auch Ronald genannt.« Ronald Ronaldo. Muss man auch erst einmal draufkommen.Sophia war unterdessen schon lange wieder bei den üblichen Verdächtigen aus der Vornamen-Literatur gelandet. Doch ich wollte noch nicht aufgeben. Ich erinnerte mich an einen fußballverrückten Bekannten, der seine Tochter Arminia genannt hatte. Erstens, weil er selbst ein riesengroßer Fan des gleichnamigen Fußballklubs aus Bielefeld ist und zweitens, weil es in seinem eigenen Kollegenkreis in Ostwestfalen tatsächlich jemanden gab, der mit Nachnamen Bielefeld hieß. Seine große Hoffnung war nun, dass dieser Kollege irgendwann einen Sohn zeugte. Wer aufmerksam aufgepasst hat, weiß, was am Ende des Plans stehen sollte: Eine Traumhochzeit und eine junge Frau mit dem Namen Arminia Bielefeld.Irgendwann gab ich mich dann doch geschlagen. Wenigstens so halb. James, wie Jamie ja eigentlich heißt, bekam den Namen meines früheren Goldhamsters, den ich als Kind so sehr geliebt habe. Und so blieb die Suche nach einem Fußballer-Namen für unseren Erstgeborenen nur eine lustige Episode in unserem Familienleben – an die ich mich allerdings die Tage erinnerte, als ich diese Sätze von Clare Smith aus Blacktown las: »Wir haben unsere Tochter Lanesra genannt, weil es so ein schöner und einzigartiger Name ist. Erst als sie zwei Jahre alt wurde, hat mein Mann mir gesagt, dass der Name von seinem Lieblingsfußballklub stammt.Arsenal – rückwärts geschrieben.« Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Was wäre das für ein schöner Name gewesen: Muhcob!
Ben Redelings

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