Tischtennis: kleiner Ball – großer Sport! Die schnellste Ballsportart der Welt wird in Deutschland nicht nur von circa 700.000 Sportlern in rund 10.000 Vereinen gespielt, sondern ist ebenso ein sehr beliebter und verbreiteter Breitensport. Und so kann Tischtennis an fast jedem Ort gespielt werden: in der Schule, in Parks, im Freibad, in Jugendzentren. Egal ob zu zweit oder auch zu zehnt bei einem lustigen Rundlauf. Wer das Spiel allerdings richtig erlernen möchte, sollte Wert auf ein kontinuierliches Training in einem Verein legen.
1847 wurde Tischtennis erstmals in England schriftlich erwähnt. Wegen des für England bekannten regnerischen Wetters wurde das normale Tennis in Innenräume verlegt. Dabei wurde der Begriff „Raum-Tennis“ geboren. Esstische dienten damals als Tischtennistische. Als Netz wurde einfach eine Schnur gespannt. 1875 hat ein englischer Ingenieur dann die ersten Tischtennisregeln festgelegt und veröffentlicht. Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) gründete sich 1925 und noch im selben Jahr wurden die ersten deutschen Meisterschaften im Herren- und Dameneinzel ausgeführt.
Beim Tischtennis rast der Ball auf einer Distanz von oft nur drei Metern mit Spitzengeschwindigkeiten von 150 Stundenkilometern hin und her. Damit hat ein Spieler nur Millisekunden Zeit für den Rückschlag. Besondere Schläge lassen den Ball mit bis zu 150 Umdrehungen pro Sekunde rotieren. Dementsprechend lernen Tischtennisspieler ein hohes Reaktions- und Konzentrationsvermögen mit Ausdauer, Schnellkraft und Körperbeherrschung zu verbinden. Sie sollten so schnell wie Sprinter sein und so strategisch denken können wie Schachspieler.
Ein Tischtennisspiel besteht in der Regel aus drei Gewinnsätzen. Im Höchstfall können also fünf Sätze gespielt werden, wenn bei einem 2:2 Satzgleichstand der fünfte Satz die Entscheidung bringt. Ein Satz wird von dem Spieler gewonnen, der zuerst 11 Punkte erzielt hat. Gewinnpunkte erzielt man, indem man den Ball auf dem Tisch über das Netz hin- und her spielt, dabei möglichst eigene Fehler vermeidet und durch geschickte Spielweise Fehler des Gegners herbeiführt, die zur Beendigung des Ballwechsels führen. Dieser kann übrigens ziemlich lange dauern. Der längste Ballwechsel hat es mit 8h 30 Min 6 Sek ins Guinnessbuch geschafft!
Wie bei allen Ballsportarten steht auch beim Tischtennis das Ballgefühl an erster Stelle. Daher beginnen Kinder mit einfachen Ballübungen mit Schläger und Rückschlagsituationen ohne Tisch, bevor es zu den ersten richtigen Schlagtechniken geht. Spiele wie zum Beispiel „Wand-Pong“, bei dem zwei Spieler abwechselnd den Ball auf eine eingegrenzte Spielfläche an eine Wand schlagen müssen, helfen dabei, die Kids mit Spaß und Schlag auf Schlag an den Tisch heranzuführen.
Unter wttv.click-tt.de findet man sämtliche Informationen zu Tischtennisvereinen in unserer Region.
Julia Schröder
REVIERKIND hat mit dem Bochumer Tischtennisexperten Jürgen Dassow (A-Lizenz-Trainer des DTTB und Tischtennis-Dozent an der Fakultät für Sportwissenschaft der RUB) zum Thema Tischtennis gesprochen:
REVIERKIND: In welchem Alter können/sollten Kinder mit Tischtennis im Verein beginnen?
Jürgen Dassow: Der Deutsche Tischtennis Bund geht davon aus, dass ein Einstiegsalter von 6-7 Jahren (Bambinis) sinnvoll ist, wenn man auf nationaler Ebene etwas erreichen möchte. In diesem Alter setzt auch die Förderung auf regionaler Ebene (Westdeutscher Tischtennis Verband) ein. Die Motivation, in den großen Pausen auf den Schulhofplatten zu spielen, ist in den Klassenstufen 4, 5 und 6 stark ausgeprägt. Und das ist meiner Meinung nach auch der geeignete Zeitpunkt für den Eintritt in einen Tischtennis-Verein, denn das beste Lernalter für die Sportmotorik ist nun mal das Alter zwischen 10 – 12 Jahren.
REVIERKIND: Wie oft muss man trainieren, um an Meisterschaften teilzunehmen?
Jürgen Dassow: Als Einstieg sind zwei Trainingseinheiten (1-2 Stunden) pro Woche hinreichend. Bei zunehmender Spielstärke ist eine dritte Trainingseinheit sinnvoll. Wenn dann die Meisterschaftsspiele am Wochenende hinzukommen, ist die Woche mit Tischtennis hinreichend gefüllt.
REVIERKIND: Was muss man bei der Schlägerwahl für Kinder beachten?
Jürgen Dassow: Der Schläger muss gut in der Hand liegen. Der Übergang zwischen Griff und Schlägerblatt darf nicht zu breit sein. Die Kinder müssen das Gefühl haben „der Schläger ist meine verlängerte Hand“. Der Belag sollte ein griffiger Noppen-innen-Belag sein. Von Kaufhausschlägern ist eher abzuraten, wenn man Wettkämpfe bestreiten möchte. Da sollte man sich besser den Rat der Trainer und Übungsleiter in den Vereinen einholen.
REVIERKIND: Wie teuer ist eine Mitgliedschaft im Verein?
Jürgen Dassow: Tischtennis ist ein relativ preiswerter Sport. Der Monatsbeitrag für Kinder liegt in der Regel zwischen 5€ und 10€
REVIERKIND: Tischtennisspieler sollen laut einer Studie besonders intelligent sein, woran könnte das liegen?
Jürgen Dassow: Frech behauptet ist halb bewiesen. Ich kenne diese Studie nicht, aber ich schließe nicht aus, dass ein Tischtennisspieler eine solche Studie durchgeführt haben könnte und auf Grund des erkenntnisleitenden Interesses zu diesem Resultat gekommen ist. Die Frage ist doch: Wählt ein Mensch, der intelligent ist, diese Sportart oder wird man durch Tischtennisspielen intelligent? Auf diese Frage gibt es leider keine wissenschaftlich belegte seriöse Antwort.