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Hilfe, ich kann nicht schwimmen!

Bronze muss es sein. Zwei Meter tauchen, ein Sprung aus einem Meter Höhe und 200 Meter Streckenschwimmen. Nur wer diese Anforderungen erfüllt, gilt als sicherer Schwimmer. Doch laut Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG), erfüllen dieses Niveau immer weniger Kinder: Über die Hälfte der Zehnjährigen kann sich nicht sicher im Wasser bewegen. Aber warum können so viele Kinder nicht schwimmen?

Zum einen schließen immer mehr Schwimmbäder. Leere Kassen der Gemeinden und falsche Prioritätensetzung sind die Auslöser. Stephan Wassmuth, Vorsitzender des Bundeselternrats, sagt dazu gegenüber der ZEIT: „Rutschen und Whirlpools gibt es genug – was fehlt, sind Lehrbecken und Übungsbahnen.“ Daraus ergibt sich ein Mangel an Trainingsorten, den auch die Schulen zu spüren bekommen. Seit 2000 ist im Schnitt jedes zehnte Schwimmbad deutschlandweit geschlossen worden, so dass 20 bis 25 Prozent aller Grundschulen keinen Schwimmunterricht mehr anbieten können, so Wassmuth. Statt dem klassischen Schulschwimmen müssen Schwimmkurse auf den Plan gerufen werden. Aber auch das ist für Eltern und Sprösslinge gar nicht so einfach.

Lange Wartezeiten bei Schwimmkursen

Viele Vereine haben lange Listen mit Wartezeiten von mehreren Monaten bis hin zu einem Jahr. Denn wo Wasser fehlt, kann auch kein Schwimmkurs angeboten werden. Hinzu kommt die Problematik der aktuellen Situation: Bis zum 30. Mai war der Betrieb von Hallenbädern untersagt. Gerade, weil Lehreinheiten in Kursen und Schulen Mangelware sind, sind Eltern nun einmal mehr in der Verantwortung, ihre Kinder beim Schwimmenlernen zu unterstützen. Aber keine Sorge: Sie müssen dafür weder beruflich ausgebildet noch Aquaman oder Ariel sein.

Schwimmen lernen – aber in welchem Alter?

Grundlegend sollten Kinder so früh wie möglich ans Wasser gewöhnt werden. Bei Säuglingen ist das ab einem Alter von etwa vier Monaten möglich. Dabei stehen keine Schwimmtechniken im Fokus, sondern lediglich die spielerische Eingewöhnung. Ab dem fünften Lebensjahr sind Kinder in der Lage, gleichseitige Bewegungsabläufe, wie beim Brustschwimmen, zu lernen. Auch die Grundtechniken Tauchen, Springen, Gleiten und Atmen sollten in dieser Zeit erlernt werden. Wenn die ersten Schwimmfertigkeiten vor der Einschulung sitzen, fördert das nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch die Selbstständigkeit. Bevor es aber ins Wasser geht, empfiehlt die DLRG die Schwimmtauglichkeit (Schutzimpfung, akute Infektionen, Ohren) des Kindes beim Hausarzt überprüfen zu lassen.

Was Eltern tun können

Von den Füßen bis zum Kopf – so oder so ähnlich könnte das Motto für den Schwimmunterricht lauten. Da sich die Beinarbeit häufig als größte Schwierigkeit herausstellt, tun Sie gut daran, sich dieser zuerst zu widmen. Als Anregung können sich Eltern gemeinsam mit ihren Kindern einmal die Bewegungen eines Frosches ansehen. Diese „Froschbeinbewegung“ kann dann zunächst am Beckenrand, später im Wasser am Rand oder mit Schwimmbrett gemeistert werden. Wenn die Beinarbeit erst einmal sitzt, lernen Kinder die Armbewegungen deutlich einfacher. Das geht am besten in schulterhohem Wasser. Bei der Zusammenführung beider Techniken ist aber wieder etwas Geduld gefragt. Bei der richtigen Schwimmtechnik sollte der Unterricht aber nicht enden. Die Kenntnis von Verhaltensund Baderegeln gehört ebenfalls dazu. Jeder Schwimmanfänger sollte deshalb von Anfang an mit den Baderegeln der DLRG vertraut gemacht werden. Das erlöst nicht nur vom Büffeln vor der Prüfung für das Abzeichen, sondern ist wesentlich für einen sicheren Umgang mit und im Gewässer.

Sind Schwimmhilfen sinnvoll?

Damit sich auch die Kleinsten sicher über Wasser halten können, wird häufig zu Schwimmhilfen als Unterstützung gegriffen. Doch diese sind nur bedingt und je nach Einsatzgebiet hilfreich. Wo Schwimmnudeln oder -bretter gezielt zur Übung der Beintechnik genutzt werden können, ist von Schwimmflügeln oder -gürteln zum Schwimmenlernen eher abzuraten. Experten der DLRG warnen davor, dass sie den direkten Kontakt zum Wasser vermeiden würden und so eine trügerische Sicherheit vermitteln. Wer Schwimmhilfen in Form von Schwimmflügeln aber nur zum Planschen nutzen möchte, sollte dennoch darauf achten, dass diese die festgelegten Sicherheitsstandards erfüllen. Deshalb immer auf die Kennung EN 13138- 1 und zusätzlich auf das Gütesiegel GS achten. Riechen Schwimmhilfen extrem nach Plastik, sollten sowieso die Finger davongelassen werden. Wichtig ist aber, egal ob Schwimmunterricht in Eigenregie (mit oder ohne Schwimmhilfe): Kinder lernen am besten von den Profis. Nach Möglichkeit sollten Sie eigene Eingewöhnungs- oder Schwimmen-Lernen-Sessions mit Schwimmkursen ergänzen. Entsprechende Fortschritte der frischgebackenen Schwimmer können dann bei gelungener Prüfung mit dem Seepferdchen, Bronze-, Silber- oder sogar Gold-Abzeichen belohnt werden.

Von Seepferdchen bis Gold – Die Schwimmabzeichen:

Wer als sicherer Schwimmer im Wasser unterwegs sein möchte, braucht Bronze. Wer nur das Abzeichen Seepferdchen besitzt, besitzt nach DLRG keinen Nachweis über sicheres Schwimmen. Und das gilt für Kinder und Erwachsene. Mit dem 1. Januar 2020 wurde die Trennung zwischen Jugendschwimmabzeichen und Schwimmabzeichen aufgehoben. Die Abzeichen Bronze, Silber und Gold gelten somit als Nachweis für ein sicheres Schwimmen aller Altersklassen. Welche Voraussetzungen für das jeweilige Abzeichen erfüllt werden müssen, lesen Sie hier:

Voraussetzungen – Seepferdchen (Frühschwimmer):

• Sprung vom Beckenrand, anschließend 25 m Schwimmen in Bauchoder Rückenlage
• Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser
• Kenntnisse der Baderegeln

Voraussetzungen – Bronze (Freischwimmer):

• ca. 2 m Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines Gegenstandes
• Paketsprung vom Startblock oder 1 m-Brett
• Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen. Mindestens 200 m sind am Stück zurückzulegen, davon 150 m in Bauchoder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten)
• Kenntnis der Baderegeln

Voraussetzungen – Silber:

• Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 20 Minuten Schwimmen. Mindestens 400 m sind am Stück zurückzulegen, davon 300 m in Bauchoder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 100 m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten)
• 10 m Streckentauchen mit Abstoßen vom Beckenrand im Wasser • zweimal ca. 2 m Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines Gegenstandes (z.B.: kleiner Tauchring)
• Sprung aus 3 m Höhe oder zwei verschiedene Sprünge aus 1 m Höhe
• Die theoretische Prüfung erfasst die Kenntnisse von Baderegeln und Verhalten zur Selbstrettung (z.B. Verhalten bei Erschöpfung, Lösen von Krämpfen)

Voraussetzungen – Gold:

• Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 30 Minuten Schwimmen. Mindestens 800 m sind am Stück zurückzulegen, davon 650 m in Bauch oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 150 m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten)
• Startsprung und 25 m Kraulschwimmen
• 50 m Rückenschwimmen mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit oder Rückenkraulschwimmen
• 10 m Streckentauchen aus der Schwimmlage (ohne Abstoßen vom Beckenrand)
• dreimal ca. 2 m Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines Gegenstandes (z.B.: kleiner Tauchring) innerhalb von 3 Minuten
• Ein Sprung aus 3m Höhe oder 2 verschiedene Sprünge aus 1m Höhe
• 50 m Transportschwimmen: Schieben oder Ziehen
• Startsprung und 50 m Brustschwimmen in höchstens 1:15 Minuten
• Die theoretische Prüfung umfasst die Kenntnisse von Baderegeln sowie über Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen (Selbstrettung, einfache Fremdrettung)

Vanessa Wobb

 

Bildnachweis: DLRG

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