Wohnspecial: Wie wollen wir wohnen?
Junge Familien haben es auf dem angespannten Wohnungsmarkt nicht leicht
Ein Dach über dem Kopf zu haben und dazu genügend Platz für Eltern und Kinder – das ist hierzulande nicht mehr selbstverständlich. Die wachsende Wohnungsnot sowie extreme Mietpreissteigerungen, insbesondere in den Ballungsgebieten, macht die Suche nach passendem Wohnraum nicht einfach. Wie also wollen wir in Zukunft wohnen?
Ein Thema, dem das REVIERkind genauer auf den Grund gegangen ist.
von Andrea Schröder
Stadt, Land oder am Wasser?
Es gibt viele Möglichkeiten, sein Zuhause zu finden
Eine Wohnung mitten im pulsierenden Leben einer Großstadt, ein Häuschen im Grünen mit eigenem Garten, allein als Familie oder gemeinsam in einer Hausgemeinschaft? Mieten, kaufen oder selbst bauen? Im Ruhrgebiet ist nahezu alles möglich, aber ist auch alles machbar? Zwischen den eigenen Wünschen und dem, was tatsächlich in die Realität umgesetzt werden kann, liegen oftmals Welten – und vor allem das notwendige Kapital.
Dabei ist das Ruhrgebiet prinzipiell ein Areal mit nahezu unbegrenzten (Wohn-)Möglichkeiten. Moderne Bauten in kühlem Design, verwinkelte Altbauten mit gemütlichem Flair, klassische Mehrfamilienhäuser, ehemalige und mittlerweile modernisierte Arbeiter- und Zechensiedlungen oder Quartiere mit einem Mix aus kleinem Eigenheim, Mietwohnungen und sozialem Wohnungsbau.
In Städten wie Hattingen (Foto) oder Wetter findet man noch dörfliche Strukturen mit Fachwerkhäusern und kleinen Gassen. In Waltrop und Castrop-Rauxel lockt das Flair einer Kleinstadt. Das pulsierende Großstadtleben lässt sich in Bochum, Dortmund, Duisburg oder Essen genießen.
Auch das Leben am Wasser ist möglich: ob an der Ruhr, der Lippe oder der renaturierten Emscher, am Kanal, in Hafengebieten oder an kleinen Seen – hier wurde in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Wohnprojekten umgesetzt.
Beispiele dafür sind der Phoenix See in Dortmund (Foto), das Uferviertel am Niederfeldsee in Essen-Altendorf oder das geplante Wohngebiet „Grimberger Pier“ in Herne sowie das Baugebiet Graf Bismarck in Gelsenkirchen – beide direkt am Rhein-Herne-Kanal.
Die Frage nach dem Wohnort stellt sich bei den meisten Menschen mit der Geburt des ersten Kindes. Spätestens, wenn es um einen Kindergartenplatz geht oder die Einschulung ansteht, müssen entscheidende Fragen zur konkreten Zukunftsplanung beantwortet werden. Sind kurze Wege zur Kita und Schule, zum Einkaufen und der Freizeitgestaltung wichtig und nimmt man dafür vielleicht weniger Wohnraum in Kauf? Keine Frage, die Infrastruktur in den Städten hat ihre Vorteile. Meist liegen Supermarkt, Restaurant, Bildungseinrichtung, Sport- und Kulturstätten in der Nähe und sind fußläufig oder bequem mit dem Fahrrrad erreichbar. Oder will man als junge Familie seine Kinder lieber im Grünen aufwachsen sehen? Mit längeren Wegen, um die Alltagsbedürfnisse zu erledigen, dafür aber mit mehr Ruhe und mehr Natur um sich herum?
Für die Verwirklichung der eigenen Wohnträume braucht es allerdings auch das nötige Kleingeld. Davon hängt ab, ob man sich als Familie das Mieten, Kaufen oder vielleicht sogar einen Neubau leisten kann. In den Großstädten und Ballungsgebieten der Ruhrmetropole ist das Wohnen mittlerweile so teuer geworden, dass es gerade für junge Familien mehr als schwierig geworden ist, passenden und finanzierbaren Wohnraum zu finden.
Quartiere von Wohnungsbaugenossenschaften und Wohnungsbaugesellschaften bieten in den Städten noch bezahlbare Wohnungen und Eigenheime für alle Zielgruppen an. Und unternehmen dabei auch den Versuch, ein attraktives Wohnumfeld mit intakter Nachbarschaft zu entwickeln. Spielplätze und ein Kindergarten gehören mittlerweile meist zum Standard. Zudem werden Nachbarschaftsinitiativen und soziale Einrichtungen unterstützt, um nicht nur städtebauliche, sondern auch soziale Verantwortung zu übernehmen.
Komplett raus aufs Land ist durchaus ein Wunsch, bringt aber ebenfalls einige Probleme mit sich. Mieten und Immobilien sind zwar noch bezahlbar, dafür fehlt es zuweilen an der notwendigen Infrastruktur: Es mangelt an Ärzten und Lehrern, und den „Konsum“, den Bäcker und den Metzger um die Ecke gibt es in den Dörfern schon längst nicht mehr.
Daher hat sich ein neuer Trend herauskristallisiert: Wenn bauen oder kaufen, dann in der Peripherie der großen Städte. Dort finden sich noch bezahlbare Immobilien, mit Platz für die Familie – in dörflichem Umfeld, aber nicht allzuweit weg von der nächsten großen Stadt. Die Mieten sind erschwinglich, obwohl sie auch hier kontinuierlich steigen, denn die Speckgürtel der Ruhrgebietsstädte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Da werden durchaus auch längere Wege zur Arbeit in Kauf genommen. Wobei der verstärkte Trend zum Homeoffice durchaus hilfreich zur Seite steht. Denn längere Pendelstrecken können dadurch vermieden werden.
Neben den finanziellen Aspekten gibt es weitere gute Gründe für den Umzug in die ländliche Umgebung. Das Leben in der Großstadt mag zwar aufregend sein und seine Reize haben, aber viele junge Eltern möchten nicht, dass ihre Kinder beengt und umgeben von viel Beton und Stein aufwachsen. Und sich dabei überdies der Sorge entledigen, den Kindern könne etwas zustoßen, wenn sie alleine aus dem Haus gelassen werden. In den Vororten rund um die Großstädte mit Garten ums Haus und ruhigen Straßen ist das entspannter möglich.
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