Ein bisschen sieht der Computertomograph – ein Gerät mit einer runden Öffnung – wie ein großer Donut aus. Ich gehe in die Hocke, um alles aus der Sicht eines Kindes zu sehen. Der Donut wirkt nun fast bedrohlich. Dr. Christoph Heyer, der danebensteht, hat sich mit dieser Perspektive ausführlich beschäftigt. Er ist Kinderarzt und Facharzt für Kinderradiologie und leitet im Katholischen Klinikum Bochum das Institut für Kinderradiologie. „Zur Radiologie zählen Röntgen, Ultraschall, die Magnetresonanztherapie und die Computertomographie. Bei Erwachsenen sind solche Untersuchungen Routine“, erklärt er. „Bei Kindern ist das anders. Damit wir verwertbare Bilder bekommen, ist es wichtig, dass das Kind stillhält. Den meisten Kindern gefällt die Vorstellung, alleine in so einem dröhnenden Gerät zu liegen, aber überhaupt nicht.“ Deshalb sei es weitverbreitet, solche Untersuchungen bei Kindern unter Vollnarkose durchzuführen. Da dies aber Spuren bei der Hirnentwicklung hinterlassen kann, versuchen Dr. Heyer und sein Team, Narkosen zu vermeiden. Und das mit Erfolg. „Inzwischen schaffen wir rund 95 Prozent der Untersuchungen ohne Narkose“, berichtet er. Das Rezept: Einfühlungsvermögen. Er und seine Kollegen versetzen sich in die Lage ihrer Patienten und geben ihnen die Möglichkeit, sich mit dem Gerät vertraut zu machen. In einem eigenen Wartezimmer werden sie auf die Untersuchung vorbereitet. „Bei allen Untersuchungen kann ein Elternteil mit im Raum bleiben“, erzählt Dr. Heyer. Sie setzen sich neben die Liege und können die Hand des Kindes halten, während das Kind mithilfe eines Spiegels Blickkontakt halten kann. In einigen Fällen kommen Mama oder Papa auch einfach mit in die Röhre, insbesondere bei sehr jungen Kindern. „Wir versuchen, den Termin möglichst an den Schlafrhythmus des Kindes anzupassen, damit es während der Untersuchung schläft. Bei älteren Kindern bauen wir Ängste ab, indem wir ihnen kindgerecht erklären, was passiert. Schwierig sind eigentlich nur Patienten zwischen zwei und vier Jahren. Sie sind bereits voll mobil, begreifen aber noch nicht, was passiert. Da müssen wir dann tricksen“, erzählt Dr. Heyer. Dazu gehört, dass ein Elternteil bei der Untersuchung dabei ist. Außerdem können die Kinder ihr Kuscheltier mitnehmen und über Kopfhörer ihre Lieblings-CD hören. „Bei uns bekommt grundsätzlich jedes Kind einen Versuch unter optimalen Bedingungen. In der Regel klappt es dann auch schon.“ Untersucht werden Kinder vom winzigen Frühchen bis zum 1,90 m großen 17-Jährigen. Die Methoden und auch die Strahlungsdosis werden dabei individuell angepasst. Als nächstes treffe ich Dr. Leo Rossler. Er ist am zweiten Standort des Instituts in der Kinderklinik tätig und führt Röntgen- und Ultraschallaufnahmen durch. Auf der Liege liegt der acht Monate alte Hewa, der nach einer Harnwegsinfektion zur Kontrolluntersuchung da ist. „Bei einem kleinen Kinderkörper reicht die geringe Eindringtiefe des Ultraschalls in der Regel aus, weshalb Ultraschalluntersuchungen unsere erste Wahl sind“, erklärt Dr. Rossler, während die Niere des Kleinen auf dem Bildschirm sichtbar wird. Nebenan zeigt er mir noch das Röntgengerät. Es ist mit einem schwenkbaren Arm ausgestattet und erlaubt Aufnahmen im Sitzen, Liegen und Stehen und bietet eine hohe Bildauflösung bei geringer Strahlenbelastung. „Wenn Familien zu uns kommen, haben sie oft eine Odyssee hinter sich. Von den etwa 7000 Radiologen in Deutschland sind nur knapp 100 Kinderradiologen. In vielen Praxen werden Kinder deshalb kaum untersucht. Und wenn, dann fehlt den Kollegen oft die Erfahrung“, erläutert Dr. Heyer die Problematik. „Man muss sagen, dass wir großes Glück haben, so arbeiten zu können“, ergänzt sein Kollege Dr. Stefan Lemburg. Man könne eine kinderradiologische Praxis nicht mit der gleichen Wirtschaftlichkeit betreiben, wie eine Praxis für Erwachsene. „Kinder setzen Flexibilität voraus, man muss sich Zeit nehmen und kann nicht die gleichen Patientenzahlen pro Tag ‚abfertigen‘, wie in einer normalen Praxis. Das Institut ist ein Bekenntnis des Klinikums zum besonderen Bedarf in diesem Bereich.“ Die Einzigartigkeit des Konzeptes bestehe in der Kombination aus schonender und schneller Behandlung in kindgerechtem Setting, ohne Beruhigungsmittel und das sogar ambulant. Wer eine Überweisung zum Röntgen, Ultraschall, CT oder MRT hat, kann hier einen Termin vereinbaren, egal ob privat oder gesetzlich krankenversichert.
Weitere Infos: kinderradiologie.klinikum-bochum.de
Bettina Fischer